Bin jetzt angemeldet und hab es erstmal überflogen, aber ich kapier noch nicht ganz, worum es geht ... Schreiben, was man am Schreiben mag? Oder wirklich schreiben? Ich hab noch ein paar angefangene Märchen zuhause ... die die länger waren, wurden nie fertig. Vielleicht sollte ich mich mal wieder dran setzen.
Ja alles was dein Herz begehrt. Jeder schreibt spontan genau das, was aus ihm fließt. Es ist nichts begrenzt.
Eins ergibt sich aus dem anderen. Kreativ - intuitiv, ob nun deine Märchen, oder Empfindungen, oder Gedanken, oder Erinnerungen, alles alles. Das ist das Tolle, dass nichts vorgegeben wird.
Kreatives Wohnzimmer:
Daraus könnte glatt auch mal ein Buch entstehen mit all unseren Schöpfungen
Ui ich freu mich so sehr, liebe Silberwings, und alle anderen.
Nun dachte ich, der Schreibblog sei abgeschlossen, aber es war nur die erste Phase, die in sich geschlossen ist. Ich werde nicht warten, bis sich das nächste Buch – oder was auch immer – meldet. Denn auf einmal stelle ich fest, dass es da noch einiges andere festzuhalten gibt. Was ich bisher geschildert habe, war mein Versuch, folgendes aufzuzeichnen: die Möglichkeiten, wie ein Roman, eine Erzählung oder ein anderes Werk zu mir gelangen, auf welche Art und Weise ich an meine Stoffe komme. Dies ist fast immer der erste Schritt, um ein neues Werk zu beginnen. Aber was passiert dann? Mit diesem ersten Schritt ist es ja nicht getan. Schließlich wollen ja Wörter und Sätze aneinander gereiht werden, und zwar so, dass es nicht nur Sinn macht, sondern auch flüssig und vielleicht sogar vergnüglich zu lesen ist. Als ich mit dem Schreiben anfing – richtig anfing – da hielt ich mich zuerst einmal an das, was ich gelernt hatte. Ich hatte ja nicht umsonst eine professionelle Ausbildung hinter mir. Und darin wurde uns ans Herz gelegt, jeglichen Stoff zu planen. Also galt es festzuhalten, welche Personen in dem Stück spielen würden, wo das Ganze spielen sollte, in welcher Zeit. Das nächste war dann, einen Handlungsablauf zu skizzieren. Und zu Beginn hielt ich mich auch brav daran. So musste ich es ja machen bei dem Roman, der im Allgäu spielt. Schließlich war es eine Hausaufgabe für mein Studium. So machte ich es auch für „Gülan und Andran“ und für „Die Herrin der heilenden Kräuter“. Für jeden dieser Romane gibt es eine Skizze, in der genau festgehalten ist, was in den einzelnen Szenen geschehen soll. Seltsamerweise passierte es mir dann schon bei der Herrin der heilenden Kräuter, dass sich manchmal die Sätze zu dem geplanten einfach nicht fügen wollten. Dann war – so könnte man behaupten – die ganze Planung umsonst. Denn auf einmal war der Ablauf ein anderer. Mit den Personen ging es mir auch nicht anders. Zu Beginn legte ich brav Lebensläufe an, so wie sich das gehört. Aus denen sollte sich dann ergeben, wie diese Menschen agieren. Das war zwar schön gedacht, aber dann wurde es wie im ganz normalen Leben. Da werden die Kinder auch fast nie das, was Eltern von ihnen erwarten. Damals teilte ich diese Entdeckung meinem Studienbegleiter mit und war dann doch etwas beruhigt, als er mir schrieb, dass ich mit dieser Entdeckung nicht allein dastünde. Also ging ich es lockerer an. Ich plante zwar immer noch, ließ aber mir und den Figuren die Freiheit, sich anders zu entwickeln, als es zu Beginn den Anschein hatte. Für Erzählungen gilt natürlich genau das Gleiche, auch wenn hier die Planung nicht so ausführlich ist. Aber es gibt bei mir immer noch einen Ordner voll mit Erzählideen, die alle in diesem Planungsstadium sind. Da war eine Idee – woher auch immer. Ich suchte nach passenden Namen, schrieb eine erste Skizze, mit Titelvarianten, handelnden Personen, Schauplatz, Handlungsablauf. Sie warten immer noch darauf, erzählt zu werden. Denn zurzeit reizen sie mich überhaupt nicht. Als ich mit dem Roman „Hermiones Song“ begann, war alles anders. Nachdem ich das erste Bild gesehen hatte, nahm ich ein Blatt und skizzierte nur die ersten handelnden Personen. Da gab es keinen Lebenslauf – der entwickelte sich erst mit dem Schreiben des Romans – da gab es keinerlei Planung für die Handlung. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wo dieser Roman hinwollte. Wenn eine neue Person auftauchte, notierte ich ihren Namen und zwei oder drei Sätze, die sie skizzierte. Das war es. Und es tauchten immer mehr Personen auf. Beispielsweise gibt es da ein kleines Mädchen in dem Roman: Celia. Am Anfang ist nur klar, dass es keinen Vater von ihr gibt – oder der lebt in London oder sonst irgendwo. Ich wusste es selbst nicht. Dann glaubte ich, ich wüsste, wer ihr Vater ist – und sie glaubt es auch. Und auf einmal war das jemand vollkommen anderer. Eine neue Person, von deren Existenz ich ebenso wenig Ahnung hatte wie Celia. Wenn ich meinen Lehrbüchern Glauben schenke, so gibt es nur ganz wenige Schriftsteller, die so arbeiten (können) wie ich. Zwar halten nicht alle alles schriftlich fest. Manche haben einfach den Ablauf und die Daten im Kopf, manche notieren sie auf Karteikarten und andere legen lange Listen an. Aber kaum einer beginnt mit dem Schreiben, wenn er so wenig Ahnung von dem Stoff hat, wie ich es bei „Hermiones Song“ hatte. Vielleicht ist aber gerade deshalb Schreiben für mich ein solches Vergnügen. Wir werden sehen. In den nächsten Tagen geht es weiter.
sehr interessant wieder, dieser Erfahrungsbericht! Ich selber bin jemand, der ziemlich genau so arbeitet wie du inzwischen! Immer wieder habe ich in der Vergangenheit festgestellt, dass die Arbeiten, die ich "handwerksgemäß" plante, so gut wie überhaupt nicht ins Leben kamen. Planung dieser Art blockiert mich auch heute noch fast total! Und so bin ich auch der Ansicht, dass mein zweiter Roman, der zuerst "Hannah sucht die Sterne" hieß, und dann in "Janas Weg" umbenannt sein wollte, so ziemlich mein schwächstes Werk ist, obwohl, oder vielleicht sogar weil, ich dafür gewisse schulmäßige Recherchen durchgeführt habe und die erste Fassung nach so einer Handlungsskizze und einer Personenliste mit Charakterisierungen geschrieben habe. Schon dabei fingen aber einige Personen an, ganz spontan ihr Eigenleben zu entwickeln... Mein erster Roman, "Zeiten-Sprung", schrieb sich nach der Geburt einer Idee, die ich schon 3 Jahre vorher gehabt hatte, völlig von selber, und zwar wie in einem Fieberrausch innerhalb von etwa drei Monaten - die erste Fassung davon. Später überarbeitete ich ihn mehrfach, allerdings hauptsächlich auf stilistischer Ebene. Ich setzte mich täglich an den Computer (manchmal schreibe ich mit der Hand, manchmal in den Computer hinein, es hängt bei mir irgendwie von dem ab, was der Text "will") und legte los, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, was nun dieses Mal passieren würde. Das Buch hat eine Menge "handwerklicher Schwächen", z.B. ist es fast vollständig durch-dialogisiert, könnte fast ein Drehbuch sein, und dabei habe ich selten markiert, wer gerade was sagt. Mit dieser Schwäche war dann auch der Hannah/Jana-Roman zunächst wieder befrachtet, den ich dem Lektorat eines großen Verlages vorlegte und damit sogar zunächst einmal einiges Interesse erregte. Die Lektorin regte an, erzählende und beschreibende Passagen einzufügen, was ich dann auch in mehrmonatiger Arbeit umsetzte und wobei sich plötzlich für mich das Bedürfnis ergab, den Schluss rauszuwerfen und einen neuen zu schreiben, was sich zu ungefähr 100 weiteren Manuskriptseiten auswuchs. Am Ende wurde das Buch dann doch abgelehnt, mit freundlichen Worten, wo ich mir doch so viel Mühe gegeben hätte, aber es sei zu "jugendbuchmäßig" in der Sprache und könne daher der Zielgruppe des Verlages nicht als "Liebesroman" angeboten werden. Der Text steht momentan einfach als pdf-Datei zum Herunterladen in meiner Autoren-Homepage.
Zurzeit verspüre ich keinerlei Impuls, nochmal einen Roman zu schreiben - ein Teil von mir sagt sogar: "Nie wieder, denn das kannst du nicht wirklich." Aber na ja, "never say never", es ist einfach JETZT nicht aktuell. Stattdessen flogen mir in den letzten Wochen allerlei Ideen für Kurzprosa unterschiedlicher Arten zu. Und nun lasse ich die alle einfach in meiner Kladde simmern, und wenn ich das Gefühl habe, es möchte etwas in die physische Realität hinein, dann werde ich schauen, was es ist, und was daraus wird!
Alle Romane und Erzählungen, die nach „Hermiones Song“ entstanden, kamen ohne Planung in diese Welt. Ja, es erschien mir inzwischen fast widersinnig, überhaupt etwas zu planen. Das hat aber wohl etwas damit zu tun, dass mir klar geworden ist, dass nicht ich Ursula diese Bücher schreibe, sondern dass es mich schreibt. Es war wichtig, das Handwerkszeug zu lernen. Sonst wäre das so, als würde mich ein Navi durch die Straßen lotsen, ich hätte aber nie gelernt, ein Auto zu fahren. Dann kann das Navi noch so penetrant brüllen – oder säuseln – ‚rechts abbiegen!’. Wenn ich nicht die einfachsten Grundregeln des Autofahrens beherrsche, nützt mir das gar nichts. Andererseits nutzt mir noch so große Erfahrung im Fahren nichts, wenn ich in einer unbekannten Gegend bin. Entweder versuche ich dann mühselig, einen Stadtplan – oder eine andere Karte – zu lesen. Oder aber ich vertraue dem Navi. So richtig klar wurde mir das, als ich die Kriminalgeschichte schrieb. Ich vermute mal, dass jeder „normale“ Autor graue Haare bekommen würde, wenn er wüsste, wie ich diese Geschichte geschrieben habe. Nämlich haargenau so wie die anderen Geschichten und die Romane. Ich plante weder den Mord, noch den Mörder – zu Beginn wusste ich selbst nicht, wer es ist – noch legte ich bewusst logische Fallen aus, oder knüpfte gar einen Knoten, den ich dann irgendwann wieder aufdröselte. Und doch haben mir eine Reihe „Probeleser“ bestätigt, dass die Geschichte spannend ist, einige tappten fast bis zum Schluss im Dunkeln, was da passiert war, obgleich sich der Mörder schon bald abzeichnet. Und eine meinte: 'hinterher habe ich dann die Hinweise entdeckt, die auf das Ende wiesen, aber ich habe sie einfach überlesen'. Also alles die Faktoren, die angeblich eine gute Detektivgeschichte ausmachen. Nichts davon hatte ich geplant. Das wäre mir – ehrlich gesagt – viel zu anstrengend gewesen. Ich habe mich eine ganze Weile gefragt, warum es so ist, wie es ist. Zu behaupten, ich sei eben einfach ein Genie, ist mir zu platt. Außerdem habe ich dafür viel zu spät mit dem Schreiben angefangen. In der Schule habe ich mich überhaupt nicht genial gezeigt – eher im Gegenteil. Ich habe mich immer fürchterlich abgemüht und doch selten eine bessere Note als Befriedigend bekommen. Von Talent oder Genie also keine Spur. Es muss also etwas anderes sein. Dieses andere ist das, was ich auch beim Wortfluss tue. Ich verbinde mich mit einer tieferen Schicht in mir, aus der heraus ich schreibe. Die ist nun wirklich genial und ich behaupte mal, die hat jeder in sich. Die Frage ist nur: habe ich auch das Handwerkszeug – also einen großen Wortschatz, ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache und ein Vergnügen am Spielen mit Worten – und mindestens genau so wichtig: ist das Schreiben mir ein Lebensbedürfnis. Macht es mir einfach Freude, mich mit Worten auszudrücken? Fehlt mir etwas, wenn ich mal ein paar Tage gar nichts geschrieben habe? Macht es mir Spaß, nach einem noch treffenderen Wort zu suchen, eine Geschichte weiterzuspinnen, neue Menschen kennen zu lernen- auch wenn die nur in meiner Phantasie sind? Wenn ich die Fragen alle mit Ja beantworte, dann sollte ich schreiben. Aber all das macht mich noch nicht zum Schriftsteller. Erst das Tun, das Schreiben macht es, denn: ein Schriftsteller ist ein Mensch, der schreibt. Der Satz stammt nicht von mir. Und nun auf einmal habe ich noch etwas entdeckt, das mir Spaß macht, unendlichen Spaß. Nämlich das Schreiben über das Schreiben. Wie es dazu gekommen ist? Das berichte ich beim nächsten Mal. Wie sagte die Marlitt immer: ‚Hoffen wir das beste lieber Leser’, und das sagte sie immer dann, wenn es am spannendsten war, und hörte auf.
das was du schreibst ist genau der Grund, warum ich einen eigenen Verlag gegründet habe. Irgendwann erkannte ich, dass ich keine Lust habe, mir von Lektoren sagen zu lassen, wie denn mein Roman auszusehen habe. Vielleicht kommt es ja auch daher, dass ich zu eigentümliche Kommentare erhalten hatte. Beispielsweise so Bemerkungen wie: eine Liebesgeschichte ohne Happy End verkauft sich nicht. Das bezog sich als Kommentar auf meine Erzählung "Warten auf Marie". Ein oder zwei Jahre später sah ich in einer Zeitschrift genau so etwas: nämlich eine Liebesgeschichte ohne Happy End. Von den Studienbegleitern im Fernkursus erhielt ich nie so komische Bemerkungen. Deren Kommentare waren im Gegenteil sehr hilfreich. Da wurde sowohl gelobt als auch gesagt, was man besser machen könne. Oder, dass ich im Titel zu viel verraten hätte.
Hinzu kam, dass ich mal einschlägige Literatur gelesen habe, wie es denn nun in Verlagen zugeht. Da wurde unter anderem aufgelistet, zu welch lustigen Begebenheiten es kommen kann. Da hatte ein bekannter Autor unter Pseudonym 'seinem' Verlag eine Erzählung angeboten und wurde abgelehnt mit der Begründung, man spüre zu sehr den Anfänger. Oder es wurde beschrieben, welche Odyssee Autoren hinter sich hatten, deren Werk - und zwar das abgelehnte - hinterher der große Renner wurde. Ein Beispiel war Capras Wendezeit, das anscheinend kein Verlag haben wollte, bis ein kleiner sich traute. Hinterher hat einer von denen, die abgelehnt hatten, gestanden, er habe sich noch nie so sehr geirrt wie in der Beurteilung dieses Werkes. Wenigstens ehrlich! So ging es seitenweise weiter. Der Text war eigentlich dafür gedacht, dass Neulinge nicht den Mut verlieren, so nach dem Motto: wenn du abgelehnt wirst, sagt das nichts über die Qualität deinens Buches aus.
Na ja, und nachdem ich dann so einige eigene Erfahrungen gemacht habe, war mir schnell klar: in diese Mühle will ich nicht. Das bin ja nachher gar nicht mehr ich, die da geschrieben hat.
Übrigens, in einem Verlag wurde ich beim ersten Kontakt - der war allerdings auf einer Buchmesse - doch sofort gefragt, ob es Folgeromane gebe. Gab es nicht, und sofort war das Interesse erloschen. Es war kein großer Verlag, sondern ein kleiner, der vor allem "spirituelle" Literatur herausgibt.
Also verlege ich mich lieber selbst - mit allen Vorteilen und Risiken. Aber was soll's, ich kann doch nicht aufhören. Schließlich ist Schreiben meine Leidenschaft des Herzens.
Ach so als kleines Schmankerl zum Schluss. Ich habe auf der Seite von J.K.Rowling gelesen, was sie bei ihrem ersten Harry Potter Band alles ändern sollte und musste. Und ganz viel streichen musste sie, weil er zu lang sei. Komisch, als sie bekannt war, hat das wohl keiner mehr verlangt, denn die letzten Bände sind meiner Meinung nach zu lang.
ZitatUnd nun auf einmal habe ich noch etwas entdeckt, das mir Spaß macht, unendlichen Spaß. Nämlich das Schreiben über das Schreiben. Wie es dazu gekommen ist? Das berichte ich beim nächsten Mal. Wie sagte die Marlitt immer: ‚Hoffen wir das beste lieber Leser’, und das sagte sie immer dann, wenn es am spannendsten war, und hörte auf.
Gespannt wie ein Flitzebogen isse die Antalia/Selma, grinsmirdrei
ZitatMacht es mir einfach Freude, mich mit Worten auszudrücken? Fehlt mir etwas, wenn ich mal ein paar Tage gar nichts geschrieben habe? Macht es mir Spaß, nach einem noch treffenderen Wort zu suchen, eine Geschichte weiterzuspinnen, neue Menschen kennen zu lernen- auch wenn die nur in meiner Phantasie sind? Wenn ich die Fragen alle mit Ja beantworte, dann sollte ich schreiben. Aber all das macht mich noch nicht zum Schriftsteller. Erst das Tun, das Schreiben macht es, denn: ein Schriftsteller ist ein Mensch, der schreibt.
Ja da setze ich noch dazu, was du in deinem Forum geschrieben hast:
"Nicht "ich" schreibe, (Verstand und übernommene Konzepte?), sondern ES schreibt dich" oder anders ES, das was ich (ES) wirklich bin, Pralle Lebenskraft, schreibt und nutzt dafür das Handwerkzeug meines Körperchens, die Finger, das Gehirn, die Augen, die erlernte Sprache usw.
Vor noch gar nicht so langer Zeit schrieb mich Antalia hier aus dem Forum an und fragte nach, ob ich nicht einen Online-Schreibkurs anbieten wolle. Zuerst ist daraus eine kleine Ecke in unserem Schamanenforum entstanden, in dem wir uns kreativ schreibend mit allem Möglichen auseinandersetzen. Doch dann – das Schreiben über schreiben lernen spukte mir immer noch im Kopf – kam tatsächlich eine Anfrage von ihr für einen „richtigen“ Schreibkurs. Also überlegte ich mir, wie man das Material aufarbeiten könnte. Und zwar nicht so, wie ich es damals gelernt hatte, nicht mit diesen vielen Planungen und Hinweisen auf andere Schriftsteller. Und als erstes schoss mir in den Sinn: Dann müsste man eigentlich mit den Wörtern anfangen, denn letztendlich ist unsere Sprache daraus aufgebaut. Gesagt - getan. Ich setzte mich also hin und hatte innerhalb kürzester Zeit einen ersten Text. Kurz darauf stand auch die Idee für weitere „Lektionen“, die ich aber anders nenne. Und in nicht all zu ferner Zukunft werde ich es dann auch offiziell anbieten. Selbst bei diesen Texten gehe ich ohne Planung vor. Wenn etwas steht, schaue ich höchstens nach, ob etwas fehlt. Wenn ja, wird es eingebaut. Es ist fast genau so wie bei dem anderen online-Kurs, den ich allerdings nicht so nenne. Dort verbinde ich mich mit dem Wortfluss, um alle, die es mögen, bei ihrer Entfaltung zu begleiten. Und einmal mehr stelle ich fest, dass ich ganz in der Tradition der keltischen Schamanen arbeite. Sie waren vor allem Poeten, sie heilten mit Worten: Zaubersprüche, Gedichte und Erzählungen. Sie wussten noch darum, was Worte bewirken können, sie können verletzen und heilen. Sie können abstoßen und anziehen. In einem schamanischen Seminar erklärte uns Sandra Ingerman, was Abrakadabra tatsächlich bedeute. Ich weiß es nicht mehr wörtlich (interessant, nicht wahr?), aber dem Sinn nach: ich erschaffe, indem ich spreche. Oder mit anderen Worten, ich kreiere mit meinen Worten. Damals bei den Kelten hatten diese Menschen eine lange Lehrzeit, bei den Druiden waren es über zwanzig Jahre. Wenn wir das so für sich lesen, kommt uns das schrecklich lang vor. Aber lernen wir nicht noch viel länger? Im Grunde unser ganzes Leben. Ich lerne schließlich auch immer noch: aus dem, was ich schreibe, aus dem, was andere von mir wissen wollen, was sie mich fragen. Aus all den Schöpfungen aus dem Wortfluss, ganz gleich ob das Romane, Erzählungen, Gedichte, Theaterstücke oder so geannte Channelings sind. Ich entdecke in dem allen immer wieder Neues, Faszinierendes. Und das macht sicherlich einen weiteren Zauber des Schreibens aus. Neben der Tatsache, dass ich einfach in diesen Vorgang des Worte-Festhaltens verliebt bin.
Zitat von CinnamonPlanung dieser Art blockiert mich auch heute noch fast total!
Liebe Ines,
das ist es bei mir gar nicht einmal, aber ich habe einfach keine Lust mehr zum planen, da ich doch weiß, dass es sehr viel leichter gehen kann. Und anfangs hat mir die Planung durchaus geholfen. Sie war wie eine Krücke; wenn man ein Bein gebrochen hat, braucht man die zuerst auch einmal. Aber irgendwann sollte man ohne Krücke laufen, sonst wird das nie etwas.
Aber ich stelle immer wieder fest, dass es andere Dinge gibt, die mir helfen. Das unwahrscheinlich viele Lesen - und zwar Querbeet so ziemlich alles (mit ein paar Ausnahmen), meine schamanische Arbeit, die mir vor allem bei dem Finden von Metaphern hilft, schließlich arbeiten die Spirits fast immer mit Metaphern, der Humor, der zum Glück ein Erbe meiner Vorfahren ist, die Vielseitgkeit dessen, was ich im Laufe meines Lebens gelernt habe - und hier meine ich das richtig im Sinne von Ausbildungen. Und die Tatsache, dass ich mitten im Leben stehe (hoffe ich doch). Mancher Schriftsteller, und mag er noch so gut sein, läuft sonst Gefahr, in einem Elfenbeinturm zu verweilen.
Und ich glaube, mir hilft noch etwas anderes: dass ich nicht auf irgendwelche Verkaufszahlen schielen muss oder auf Erwartungshaltungen von Lesern. Und ich glaube, das kann ich, gerade weil ich mich selbst verlege, besser, als würde ständig ein Lektor hinter mir stehen, der mir einredet, die Leuten wollten dies oder das oder dieses oder jenes verkaufe sich nicht.
Uiiii, so ist das, wenn ich einmal anfange zu schreiben. Ich wollte doch nur mal kurz ...
Nachdem ich nun schon eine Weile an diesem Schreibblog geschrieben habe, sind tatsächlich zwei weitere Geschichten entstanden, und sie sollen deshalb – der Vollständigkeit halber – ebenfalls hier erwähnt werden. Wie ich schon beschrieben habe, ändert es sich immer wieder, wie Geschichten zu mir kommen. Diese beiden neuen haben sich nun etwas ganz besonderes einfallen lassen. Die erste entstand direkt aus meiner schamanischen Arbeit. Da kam eine Klientin zu mir und bat mich, für sie zu arbeiten. In solchen Fällen mache ich immer als erstes eine schamanische Reise. In diesem Fall holte ich Hinweise dafür, was sie tun konnte. Denn sie gehört zu denen, die selbst reisen können. Aber sie hatte sich an das Thema nicht so recht gewagt. Ich erhielt genaueste Angaben für ihre eigene Reise, die dann auch wunderbar ablief. Hinterher meinte sie, sie sei noch nie so klar an ihre Gefühle gekommen. Nun, das ist alles wunderbar aber nicht unbedingt ungewöhnlich. Doch irgendwie arbeitete das, was ich geholt hatte, noch den ganzen Abend in mir. Und auf einmal nahm ich mir, wie unter Zwang, Papier und Stift und schrieb eine Geschichte: Über eine Frau, die Probleme hat, in die Natur geht und dort genau das erlebt, was ich morgens als Hinweise erhalten hatte. Und die Geschichte wollte nach dem Ort benannt werden, zu dem meine Klientin gereist war, ebenso wie die Anthea meiner Geschichte: Das Land der Klarheit. Bei der zweiten Geschichte war wieder jener Student mit der Koralle „schuld“ an ihrem Entstehen. Er lässt mich nicht los und inspiriert mich ungemein. Ich sah ihn plötzlich vor mir, nach jener seltsamen Begebenheit in seiner Studentenwohnung und in einer traurigen Stimmung – ja fast trostlosen Verfassung. Ich gab meinem Bedürfnis, ihn zu trösten, nach und versuchte, die Zeiten zu überbrücken. Aus dem Schamanismus weiß ich ja, dass es Zeit nicht wirklich gibt. Tatsächlich konnte ich ihn erreichen und es entwickelte sich ein sehr seltsames Gespräch. Als ich mich wieder entfernte, war nicht nur er getröstet sondern auch ich seltsam zufrieden. Und dann griff ich wieder zu Stift und Papier. Diese Geschichte wollte einfach festgehalten werden. Zwar sind die Worte in der Geschichte nicht die gleichen wie die, die wir (ich sowohl als auch er) vorher verwendet hatten. Aber der Sinn ist der gleiche. Und dann kam auch noch spontan der Titel: der Geist aus der Zukunft. Inzwischen bin ich jedes Mal rasend gespannt, wie sich denn ein neues Werk meldet und was es wird. Ich spüre ja manchmal nur (nur ist gut!), dass da etwas im Busche ist. Ich gehe sozusagen mit einer Idee schwanger, ohne zu wissen, was es ist (und die Wahl ist nicht nur zwischen Mädchen und Junge). So war es mir ja auch letztens gegangen, als sich die Idee mit dem Schreibkurs plötzlich auftat. Schon Tage vorher merkte ich, dass da etwas im Gange war. Nur was? Ich wusste, es wird keine Geschichte, kein Roman auch kein Essay. Aber ich hatte keine Ahnung. Und dann nutzt es auch überhaupt nichts, sich zu bemühen, irgendetwas zu erfahren. Damit vergraule ich es höchstens. Also bleibe ich möglichst gelassen und versuche, diesen höchst eigentümlichen Zustand so gut es geht zu genießen.