Pfingsten 2009 lag auf den letzten Maitagen, Montag war der erste Juni und wir hatten ein Seminar ausnahmsweise für eine einzige Person laufen lassen. Die Teilnehmerin war unsere Freundin – deshalb auch die Ausnahme – und das Thema: Zwischen den Schleiern – Tod und Sterben. Montags war der Airbusabsturz vor Brasilien, den wir dann direkt mit in unsere Arbeit aufnahmen, und montags reisten wir auch für einen Mann, der seit nahezu zehn Jahren in einer Art Wachkoma liegt. Keiner von uns dreien durfte etwas tun, die Hinweise waren nahezu identisch: weder dieser Mann noch seine Frau hatten auch nur irgendeine Entscheidung getroffen, sie warteten darauf, dass das jemand anders tat und deshalb änderte sich nichts an dem Zustand.
Ich hörte während der Reise immer wieder die gleichen Worte: Warten auf Godot. Es wurde mir geradezu unheimlich. Dann, als wir alles besprochen hatten und Pause machten, holte ich mir den Schauspielführer. Ich hatte keine rechte Erinnerung mehr an das Theaterstück, Conny – obwohl sie mal über ein Jahr Schauspielunterricht hatte – auch nicht mehr, und so las ich die Zusammenfassung von Warten auf Godot. Abends, als die beiden weg waren, las ich mir alles noch einmal durch. Plötzlich sah ich vor mir eine Bühne, darauf Schauspieler, die sich bewegten und redeten. Eine ganze Weile fragte ich mich, was denn nun das für ein Stück sei. Es war nicht Warten auf Godot aber auch kein anderes mir bekanntes. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis mir endlich aufging, dass dies kein vorhandenes Theaterstück war, sondern eines, das darauf wartete geschrieben zu werden. Und dann benötigte ich noch mal eine Zeit, bis mir klar wurde, dass ich es schreiben sollte. Da hatte ich noch ein Jahr zuvor erklärt, Dramenschreiben sei nicht so mein Ding. Romane, Erzählungen, Sachbücher – das war so meine Vorstellung von Schreiben. Und vielleicht hin und wieder ein Gedicht, obgleich ich mich dagegen auch eine ganze Weile gesträubt hatte. Aber Theaterstücke? Du lieber Himmel, das ist schließlich eine ganz andere Form des Schreibens. Da muss man doch gleich auch die Regieanweisungen mit festhalten.
Aber es half nichts. Irgendetwas oder irgendwer – ich weiß, ich weiß, mein inneres Selbst – hatte wohl beschlossen, dass es nun an der Zeit sei, auch Dramen zu schreiben. Und so hielt ich an dem Montagabend das fest, was mir als Idee im Kopf schwirrte. Dann ging ich schlafen.
Am nächsten Morgen wurde mir schnell klar, dass meine übliche Methode – nämlich mit der Hand zu schreiben – hier ungeeignet war. Dieser ständige Wechsel von ‚alles in Großbuchstaben’ (die Personen), kursiv (Regieanweisungen) und normaler Text (das, was die Leute sprechen) und dann auch noch das ständige Einrücken ist für handschriftliche Aufzeichnung zu kompliziert. Also überwand ich mich und setzte mich direkt an den Computer (ich bin nun mal mit der Hand schneller und auch exakter in der Rechtschreibung – am Computer haue ich immer wieder daneben).
Nach dem Frühstück fing ich an – erste Störung: meine Nachbarin. Dann schrieb ich weiter. Zweite Störung: der Schornsteinfeger. Mittagspause. Danach machte ich meine gewohnte Siesta. Doch da sah ich schon, wie es weiterging. Es hielt mich nicht mehr in meinem Sessel und ich war wieder am Computer. Kurze Pause für Abendessen, dann weiter bis um zehn Uhr abends. Interessanterweise ließen mich die Bilder in der Nacht in Ruhe, so dass ich gut schlafen konnte. Am nächsten Morgen – es war inzwischen Mittwoch – fuhr ich wie gewohnt einkaufen, doch sobald alles erledigt war, saß ich wieder am Computer. Ich wusste nur die Grundidee: Bühne auf der Bühne, die Personen des Stücks sind hauptsächlich Schauspieler – ich ahnte sogar, was die Aussage sein sollte: nämlich, dass wir uns unser Stück hier auf der Erde auch selbst schreiben: wir sind Autor, Regisseur und Schriftsteller in einem. Aber ich wusste nicht, was in meinem Stück passieren sollte.
Da die Schauspieler immer wieder neue Stücke von einem Boten bekommen, tauchte in meinem Kopf irgendwann die Frage auf: Wie heißt das nächste Stück? Tja, das wurde dann auch der Titel meines Dramas.
Donnerstags wollte ich meine Steuerunterlagen wegbringen und da ich eh schon etwas spät dran war, tat ich das auch und fuhr sogar anschließend in die Stadt. Meinen Besorgungszettel hatte ich vergessen – doch Wunder über Wunder, ich dachte an alles, obgleich in meinem Kopf immer noch das Stück weiterspielte. Ich existierte in gewisser Weise auf mehreren Ebenen, die eine war mit meinem Stück belegt, eine zweite diente mir, ganz normal den Alltag zu bewältigen, und dann gab es noch eine dritte, die das alles fasziniert beobachtete. Am Computer war es genau so. Eine Ebene: das Stück vor meinen offenen Augen und die Reden der Schauspieler. Nächste Ebene: das Schreiben am Computer, ja ich schaffte es ohne Mühe, ständig in den richtigen Modus zu wechseln (Großbuchstaben, kursiv etc) und Rechtschreibefehler zu korrigieren. Und auf der dritten Ebene betrachtete ich, was da vor sich ging. Wow! Wenn wir immer so leben könnten: was taten sich da für Möglichkeiten auf. Und es fühlte sich auch noch wunderbar an. Kein Stress, kein Gefühl von Gehetztsein, eher wie ein Getragenwerden.
Freitagmorgens schloss ich das Stück mit den letzten Sätzen. (Übrigens: Goethe hat in seiner Jugend genauso schnell geschrieben, der Clavigo beispielsweise ist in acht Tagen geschrieben worden.)
In den vier Tagen war mein Bodenseeroman meinem Gedächtnis gänzlich entschwunden. Als das Theaterstück fertig war, erinnerte ich mich wieder daran und begegnete ihm wie einem alten Freund, den man nach langer Zeit wieder sieht. Ohne Probleme konnte ich an das Geschriebene anknüpfen. Und obwohl ich doch keinerlei Notizen gemacht hatte, wie es in dem Roman weitergehen sollte, war auch das ganz einfach.
Allerdings hatte das Schreiben des Theaterstücks in mir noch etwas anderes losgetreten, darüber werde ich berichten, wenn ich mit den Romanen und den Dramen hier im Blog fertig bin. Es meldeten sich nämlich auf einmal Essays – etwas, das ich vorher auch nicht oder nur versuchsweise geschrieben hatte. Und plötzlich waren auch wieder Themen für Geschichten da. Auch darüber werde ich später mehr berichten.
Mit dem Juli war der Bodenseeroman beendet und ich fragte mich schon gespannt, was denn nun komme, noch mehr Geschichten, ein weiterer Roman oder ein Theaterstück. Doch wieder überraschte ich mich selbst. Ich saß in meinem Sessel und hielt Siesta, da sah ich eine Szene mit einer Leiche. Brrr! Ich wollte doch keinen Krimi schreiben. Warum ich es dann doch tat, erzähle ich beim nächsten Mal.
Es gibt mehrere Gründe, warum ich nie Lust hatte, eine Kriminalgeschichte oder einen solchen Roman zu schreiben. Zum einen hat es mich nie gereizt, meine Mitmenschen umzubringen – und sei es auch nur auf dem Papier. Der gewichtigere Grund aber war und ist, dass ich keine Lust habe, einen Roman zu konstruieren und ständig überprüfen zu müssen, ob denn alles logisch ist und ich nichts übersehen habe. Und da ich dachte, bei einem Krimi müsse man das, wollte ich keinen schreiben.
Andererseits ist es nun mal so, dass Bilder, die auftauchen und beschrieben werden wollen, mich nicht mehr loslassen. Und so war es auch mit der ersten Szene meiner Detektivgeschichte. Ich sah eine Landschaft – eine mir bekannte, nämlich die Gegend um Schloss Linderhof, Ammergebirge, Füssen, Steingaden, Oberammergau, Garmisch-Partenkirchen. Das Ammergebirge ist Naturschutzgebiet und da gibt es noch so richtig einsame Flecken. Einen solchen sah ich, einen kleinen Teich, fast zugewachsen mit Ried und nur ein paar wenigen Seerosen. Daran ein einsames Haus, das leicht zu übersehen ist. Es wirkte alles seltsam vertraut, bis mir aufging, das mich die Szene an einen kleinen See erinnerte, zu dem ich tatsächlich mal gewandert war: der Faulensee nordöstlich von Hopfen am See. Dort war es auch so einsam, dass ich dachte, ich sei allein auf der Welt – und das während der Hauptsaison im August.
Also ließ ich mich auf die Bilder ein, der Film in meinem Kopf rollte weiter. Ich näherte mich dem Haus, da sah ich, wie eine Gestalt das Haus verließ. Kurze Zeit später kam ein Mann mit Rucksack und ging in das Haus. Dem folgte ich und machte gleichzeitig mit ihm die grausige Entdeckung: eine Leiche auf dem Küchenboden, das Gesicht zerstört. Und ich dachte nur: muss das sein. Doch die Bilder gingen weiter. Der Mann verließ das Haus. Wieder verging eine Zeit, es fing an zu regnen – Hochsommerregen – und eine Frau rettet sich in das Haus, dessen Tür immer noch aufsteht. Auch sie geht in die Küche, sieht die Leiche und schreit auf, dann rennt sie aus dem Haus. Und ich dachte nur: Mist, ist ja spannend, aber ich will doch keinen Krimi schreiben. Das Dumme war nur, dass ich jetzt auch wissen wollte, wie es weiter geht. Wer war die Leiche, wer der Mörder und wer die anderen Personen? Die erste Gestalt konnte der Mörder sein, musste aber nicht.
Ach ja, nun hatte es mich doch gepackt. Aber ich hatte noch immer keine Lust zu konstruieren. Also ließ ich mich auf ein Experiment ein. Ich sagte mir: ich schreibe diesen Roman, aber genauso, wie ich das mit anderen auch tue. Entweder funktioniert es auch bei einem Krimi oder das war’s. Es wurde ein spannendes Experiment, denn eine ganze Weile tappte ich genauso im Dunklen wie der spätere Leser. Es tauchten Figuren auf, von denen ich mich fragte, was die im Mörderspiel für eine Rolle innehatten. Diesen Roman tippte ich auch direkt in den Computer, ganz gegen meine sonstige Gewohnheit. Und dann, nach vielleicht fünfzig oder sechzig Seiten hatte ich so eine Ahnung, wo es hingeht. Das war – wie sich dann später herausstellte – die Hälfte des Romans. Es ist nämlich ein kurzer knapper geworden, von gerade mal etwas über hundertzwanzig Seiten.
Nun amüsierte es mich, wie hier anscheinend alles klar wird und doch nicht wirklich klar ist, denn die Überraschung kommt erst gegen Ende. Da es für mich aber keine mehr war, wusste ich nicht, wie das auf Leser wirkt. Also fragte ich, als ich fast fertig war, ein paar Freundinnen, ob sie diesen Krimi lesen wollten – sozusagen Probelesen. Und zum Glück waren darunter passionierte Krimileserinnen. Die Tochter meiner Freundin war am schnellsten. Von ihr kam der erste Kommentar: Sie hatte sich jeden Abend gefreut weiter zu lesen, fand alles sehr erfrischend (wohl weil nicht ins Krimiklischee passend) und sie hatte bis fast zum Schluss im Dunklen getappt. Ihr Resümee: „Also ich bin begeistert …“
Ihre Mutter war ebenso begeistert. Auch Conny gab den Roman weiter. Diese Leserin hatte sich an den Computer gesetzt zum Lesen, und hatte nicht aufhören können, obwohl ihr schon alles weh tat, sie machte erst bei Seite 80 Pause: stolze Leistung finde ich (von der Leserin wohlgemerkt).
Damit war für mich klar, ich kann auch eine Kriminalgeschichte einfach so aus der inneren Weisheit fließen lassen, selbst da muss ich nicht ständig meinen Verstand einschalten. Das war es wohl, was ich mir hatte beweisen wollen. Hübsche Idee, schließlich ist dabei auch noch eine nette Krimigeschichte entstanden, der ich dann den Titel „Das Haus im Rosenmoos“ gab. Und ich habe den Text in weiniger als einem Monat geschrieben, denn als der August vorbei war, war ich mit meiner Geschichte fertig. Lustigerweise meldete sich danach wieder ein Theaterstück. Vorher hatte ich allerdings in einem Traum eine Vision ganz anderer Art. Darüber berichte ich beim nächsten Mal.
Ich bin zwar inzwischen einiges gewöhnt, was den Beginn meiner Werke anbelangt. Trotzdem schaffe ich es immer wieder, mich selbst zu überraschen. Die Kriminalgeschichte war gerade fertig, da meldete sich etwas Neues. Dieses Mal allerdings nichts für ein schriftstellerisches Werk – so dachte ich zumindest am Anfang. In einer Art visionären Traum zeigte sich mir nämlich ein vollkommen neuartiges Musikinstrument. Es wirkte so faszinierend, dass ich eine ganze Weile herumgeforscht habe. Ich wollte wissen, woraus es besteht, wie es funktioniert, wofür es da ist.
Nun bin ich ja kein Instrumentenbauer und obgleich ich mich immer für Musik interessiert habe, bin ich doch in gewisser Weise eher Laie. So tauschte ich mich mit einer Reihe Leute aus und war immer mehr begeistert. Aber ich fragte mich natürlich, was das alles solle. Das ging ungefähr zwei Wochen so. Dann plötzlich tauchte eine neue Idee auf, dieses Mal wieder für ein Theaterstück. Es meldete sich nicht ganz so vehement wie das erste, ließ sich auch langsamer an. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil ich ja immer noch mit dem Musikinstrument beschäftigt war.
Und schließlich ist es ja nicht so, als würde in meinem Alltag nichts anders geschehen. Die ganz normalen Dinge – wie Haushalt, kochen, Patienten behandeln, Seminare geben und organisieren – wollen ja auch erledigt werden. Ich setzte mich also wieder an den Computer und ließ mich auf diese sehr eigene Art des Schreibens ein, die bei einem Drama notwendig ist. Das erste, was ich sah, war ein seltsames Wesen, das in einem Wald lag, fast als sei es dahin gefallen. Morgengeräusche und die aufgehende Sonne erwecken es zum Leben. Dann sah ich dieses Wesen, es war weder Kind noch Erwachsene, eher wie eine sehr kleine, zierliche Frau. Das Kleid, das es trug, wirkte fast wie ein langes Nachthemd. Und mich erinnerte es an ein Bild zum Märchen Sterntaler.
Was mich wunderte war, dass an den Seiten der Bühne so etwas wie Vorhänge zu sehen waren. Ich begriff nicht ganz, was das sollte. Aber inzwischen habe ich gelernt, diesem Fluss von Worten und Bildern zu vertrauen. Also schrieb ich einfach weiter. Ein Förster kommt mit seinem Hund, und alles lässt sich wie ein Märchen an. Kurzfristig musste ich an das Marionettenspiel denken, dass mein Musikerheld am Bodensee plant. Doch dann veränderte sich etwas. Nachdem noch zwei Kinder mit dem Wesen gesprochen hatten, ging plötzlich an einer Seite der Vorhang auf und zeigte eine Szene, die Serlana – so wollte dieses seltsame Wesen heißen – nur beobachten kann. Jetzt verstand ich, was diese Tücher/Vorhänge sollten. Und dann auf einmal begriff ich auch, worum es überhaupt ging.
Serlana ist ein Wesen, das auch einer Lichtwolke auf die Erde gefallen ist. Es muss ganz langsam lernen, wie es ist, auf der Erde zu leben. Anfangs möchte Serlana einen Sonnenstrahl anfassen, und kann es nicht fassen, dass das nicht möglich ist. Immer mehr lernt sie kennen – in Begegnungen auf der Bühne und nur als „Filme“ auf den Seitenbühnen.
Und irgendwo im Hintergrund stand etwas, es war für mich nur schemenhaft zu erkennen, ich ahnte, dass dieses Ding eine Bedeutung hatte, und konnte doch nicht sehen, was es war. Also schrieb ich einfach weiter – und verliebte mich mal wieder in eine Gestalt meiner Phantasie (ist es wirklich meine Phantasie, so frage ich mich manchmal).
Nach einigen Szenen war dieses Ding weiter nach vorne gerückt und dann – ich hätte fast einen Schrei ausgestoßen – erkannte ich auch, was es war: Mein neuartiges Musikinstrument. Was hatte denn das in diesem Theaterstück verloren? – Ach, deshalb hatte ich wohl ständig das Gefühl, zu diesem Drama gehöre unbedingt Musik. Ich war ungefähr bei der Hälfte angelangt, als ich begann, auch Musikhinweise zu geben. Zuerst nur skizzenhaft, aber je mehr ich schrieb, desto mehr meldete sich. Himmel, wo sollte das noch alles hinführen?
Und zum Schluss erst wurde klar: es war Serlanas Aufgabe, dieses Instrument zur Erde zu bringen. Doch nun, da sie zurück auf ihre Lichtwolke soll, will sie nicht mehr, das Leben auf der Erde hat sie in ihren Bann gezogen. Und das, obwohl sie zum Teil äußerst unschöne Szenen gesehen hatte. Ihr wurde klar, alles das ist Leben. Auf meiner Lichtwolke dagegen ist es nur langweilig. Fast musste ich lachen: das ist doch immer meine Rede. Oh, was hatte sich da Bahn gebrochen. In elf Tagen war das Stück geschrieben aber noch lange nicht fertig. Im Austausch mit ein paar lieben Menschen merkte ich, dass noch einiges zu schreiben war. Das gesprochene Wort stand, aber die Regieanweisungen wurden immer ausführlicher, die Hinweise auf die Musik immer genauer. Im Grunde gehörte eine vollkommen neue Musik dazu. Aber woher einen Komponisten nehmen? Für einen Moment wünschte ich mir, Mendelssohn-Bartholdy würde noch leben, dessen Musik würde am besten passen – oder vielleicht noch Carl Maria von Weber. Für eine Zeit dachte ich, ich hätte einen solchen Komponisten gefunden, musste dann aber leider feststellen, dass der zu sehr in der Avantgarde verankert ist. Mein Daniel aus dem Bodensee-Roman, der könnte auch diese Musik schreiben. Nun, vielleicht findet sich ja doch eines Tages einer, dessen Musik genau zu diesem Stück passt – oder andersherum, der schon immer auf ein solches Stück gewartet hat, um sich inspirieren zu lassen.
Mit dem neuen Monat (Oktober) kam plötzlich eine weitere Idee für ein Theaterstück. Sie schienen mich ja nun wirklich nicht mehr loszulassen. Doch die Geschichte erzähle ich beim nächsten Mal.
Übrigens, wen das mit dem neuen Musikinstrument interessiert: hier im Forum habe ich dazu auch einen Beitrag geschrieben. Steht unter 'sichtbar' - eigene videos, audios & musik und nennt sich: Neues Musikinstrument. Ich glaube, da hat es uns damals alle mitgerissen. Und der großartige Austausch hat mich natürlcih zusätzlich inspiriert. Hier an dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön an alle, die in dem Thread mitgemacht haben, vor allem aber an Silverwings und Farbklang.
Hallo liebe Apfelblüte und Silverwings! Ich hab nur mal ganz kurz hier reingeschnuppert, bin momentan zu müde, um alles richtig zu lesen. Ich hab nur jetzt zuletzt diese Sache mit dem "Erfolg wollen" aufgeschnappt. Na ja, ich habe auch schon so einiges geschrieben, und auch bisher keine Erfolge damit gefeiert. Dachte immer, ich wünschte mir welche, bis ich vor nicht so langer Zeit herausfand, dass dem gar nicht so war! Ich habe mich auf alle nur erdenklichen Weisen selbst blockiert, in erster Linie mit Selbstzweifeln und sogar Selbsthass. Ich möchte euch auf meine Homepage einladen (Adresse steht unten), besonders in mein Blog "Mein Journal", und dich, liebe Silverwings, in mein frei zum Download zugängliches Märchenbüchlein "Dreizehn Prinzen", das 2003 entstanden ist. Die Geschichten haben natürlich ALLE mit mir selbst zu tun...
Huch, da wollte ich den nächsten Eintrag hier reinstellen, und da haben doch tatsächlich Besucher liebe Spuren hinterlassen. Fein. Da freut sich mein menschliches Herz. Danke an Ines, die zimtige (ich liebe Zimt!) und an Kasandrada. Ines, ich werde dann vielleicht auch mal deine Märchen angucken, habe schließlich auch welche geschrieben. Hier im Forum kannst du zwei finden: Mo, der Schokoladenbär und die Schwanenjungfrau, habe ich beides so Dezember 2008 hier eingestellt. Und auf meiner Verlagswebsite ist das erste meines Märchenbuches als Leseprobe zu sehen: Die traurige Prinzessin und der hüpfende Stein.
Deinen kleinen blauen Elefanten, liebe Ines, habe ich mir schon durchgelesen. Wie passend. Vor ein paar Tagen ließ ich in meinem aktuellen Roman meine Gudrun sagen: Das mit der Erlösung durch einen Prinzen funktioniert im normalen Leben nicht, es sei denn, du hast deinen eigenen inneren Prinzen erlöst.
Ich wundere mich manchmal hinterher, was ich da geschrieben habe. Ist aber immer spannend.
So und gleich geht es weiter mit dem nächsten Eintrag.
Der Anfang dieses dritten Theaterstücks war nun wirklich etwas sehr Seltsames. Das sage ich, die ich ja eigentlich inzwischen auf alles gefasst sein sollte. Ich weiß gar nicht, wie oft mir das Folgende schon passiert war, meistens dann, wenn ich mich in einem halbwachen, halb schamanischen Zustand befand – allerdings nie während einer schamanischen Reise. Manchmal, wenn ich in diesem Zwischenzustand war, erlebte ich, dass das, was ich hörte, gleichzeitig getippt wurde. Ja, ihr habt richtig gelesen. Da war irgendwer – keine Ahnung wer – der diese Texte tippte, so dass sich vor meinen Augen Buchstabe für Buchstabe aufrollte. Fast als wäre da eine Art Spruchband. Aber es liefen nicht die Sätze in einer fließenden Bewegung. Ich fand es lustig, manchmal wartete ich fast schon darauf, aber ich fragte mich immer wieder, was denn dieser „Blödsinn“ solle.
Dann eines Mittags während der Siesta – und ich weiß, warum ich so viel Wert auf meine Siesta lege, da kommen die besten Ideen – also während ich so in meinem Sessel lag, kamen wieder Sätze und tauchten diese seltsamen Buchstaben auf. Und dann die Erleuchtung: das ist ja die Idee für ein Theaterstück. Wieso hatte ich das nicht früher kapiert?
Mit dem Moment, da ich diese Idee Raum greifen ließ, sah ich auch die Bühne, rechts etwas erhöht eine Art Schreibbüro, drei Geräte, irgendwo ein Zwischending zwischen Orgel und Computer, vor jedem ein Engel. Engel? Wie kam ich denn auf die Idee? Doch ja, wirklich Engel. Nun, das konnte ja heiter werden.
Dann blickte ich auf die eigentliche Bühne. Dort war eine Wiese mit einem gewundenen Pfad, vorne eine Laterne, so eine schöne alte, darunter eine Parkbank. Im Hintergrund ein bisschen Gebüsch und in der Ferne Türme eines Dorfes oder einer Stadt. Hm, und nun? Ach ja, über dem Allen befand sich im Hintergrund tatsächlich ein Spruchband.
Dann kommen zwei Männer auf die Bühne und unterhalten sich, und alles, was sie sprechen taucht auch oben auf dem Spruchband auf, genau so wie ich es immer in meinem Zwischenzustand gesehen hatte. In dem Gespräch zeigte sich, dass der eine Mann eine Verabredung mit einem Herrn Schahl hat. Um es vorweg zu nehmen: fast alle haben einen Termin mit dem Herrn, doch der taucht nie auf. Aber die Menschen, die sich dort ‚zufällig’ begegnen, finden einen anderen Menschen, nach dem sie gesucht haben, die Bäuerin ihren Knecht, der Mann eine Frau, eine Mutter einen Vater für ihr Kind, ein einsamer Mann, dem sein Kind gestorben ist, ein Kind, für das er sorgen will. Und so geht es lustig weiter. In ganz seltenen Fällen wird etwas gesagt, das nicht auf dem Spruchband erscheint – das hat dann einen tieferen Sinn. Und die Engel geben hin und wieder Kommentare zu dem Geschehen ab, diese erscheinen auch nicht auf dem Spruchband.
Zwischendrin hatte ich beim Schreiben fast eine Art De ja vu. Ja ja, dieser Herr Schahl erinnert natürlich ein bisschen an Godot – hatte ich ja schon mal. Aber das De ja vu bezog sich auf ein anderes Stück, nämlich auf Schnitzlers Reigen – auch wenn die Thematik bei meinem eine andere ist. Irgendwann fragte ich mich, wie das denn enden solle – schließlich kann man das bis ins Unendliche weiterführen. Doch dann kam ein lustiger Schluss – na ja, für die letzte Person ist es natürlich nicht lustig.
Bei Serlana war es Musik, die dazugehörte, bei diesem Stück – das ‚Tippbüro und Wolkenklang’ genannt werden wollte – sind es Klänge und Farben. Für die Klänge werden benötigt: eine Orgel, zwei Klangschalen, drei Trommeln, zwei Schlitztrommeln und drei Gongs. Statt eines Vorhangs ist vor der Bühne ein weißes Tuch, auf das die Farbenspiele projiziert werden.
Als ich fertig war, fragte ich mich natürlich, welche Bühne das überhaupt aufführen kann. Hm, wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine passende.
Und als habe ich noch immer nicht genug, hatte ich kurz darauf die Idee zu einem weiteren Theaterstück. Darüber werde ich berichten, wenn ich die noch nicht ausgeführten Ideen mal abhandle. Denn kurz nachdem ich die ersten zwei Szenen hatte, gab es einen Stopp, nichts zeigte sich mehr, dafür aber die Idee zu einem neuen Roman. Ein Schriftsteller meldete sich. Mir war schon vorher aufgefallen, dass ich ausgesprochen häufig Künstler als Hauptfiguren in meinen Romanen habe. Und nun wollte schon wieder einer sein Leben erzählen. Aber das ist eine neue Geschichte und die folgt beim nächsten Mal.
Liebe Ursula Apfelblüte... das ist ja oberspannend, was du da über dein Theaterstück und seine Entstehung berichtest!!! Ich habe gerade auch in deine Verlagsseite geschaut - ebenfalls einfach WOW! Deine Schamanische Seite kommt heute Abend dran - gleich geh ich zum Frisör. Den leiste ich mir nicht oft, so alle halbe Jahre mal, denn meine Haare mögen das eigentlich nicht, dieses Beschnittenwerden. Aber heute ist ein kleiner Frisurenwechsel dran: Von stufig zu gleichlang, damit sie in Ruhe weiter wachsen können. Happy Girl, mein Musikalisches Inneres Kind mit den Tausend Armen möchte sie lang tragen. Auch wenn ich in ein paar Tagen 61 werde. Graue Haare habe ich übrigens keine!
Und noch was: Ich bin von Geburt Rheinländerin (Eitorf an der Sieg), später wegen des "Frieden produzierenden" Berufes meines Vaters (Bundeswehroffizier) alle drei Jahre umgezogen - von Marburg nach Hamburg nach Köln nach Paris nach Bonn. Dortselbst 13 Jahre gelebt, Anglistik und Romanistik fürs Lehramt am Gymnasium studiert, wegen kommunistischer Umtriebe aus dem Schuldienst geflogen, und so weiter... Als mein Mann 1980 bei einer mittelständischen Pharma-Firma hier im schwäbischen Laupheim anfing, zogen wir mit unseren drei Kindern hierher und hier wurde noch ein viertes geboren. UND - 1982 - eine "Psychose"...
Zitat von ApfelblüteAls ich fertig war, fragte ich mich natürlich, welche Bühne das überhaupt aufführen kann. Hm, wer weiß, vielleicht gibt es ja bald eine passende.
Hm, was hältst du denn davon, es zu einem Filmskript zu verarbeiten? Da ließe sich das bestimmt mit Special Effects lösen ... vielleicht mal an nem Drehbuchwirkshop teilnehmen, oder irgendwelche Filmleute fragen, ob das machbar ist und wenn ja wie aufwendig es wäre?
ich bin sowas von sicher, dass es bei dir nicht mehr lange dauert, bis... Wirklich gute Arbeit setzt sich schließlich IMMER durch, wenn der Autor, der Künstler, der Erschaffer wirklich an sich glaubt!
Ich war vorhin kurz auf deinen und Connys Seiten. Gefallen mir super gut. Ich selbst habe NullKommaNull Ausbildungen auf irgendeinem der Gebiete, wo ihr gelernt habt, aber ich fühle mich genauso: Schamanisch nämlich, mindestens schon seit 1994. Meine Ausbildung hat letztlich einfach meine eigene Seele gestaltet, auf dem Wege über tiefgreifende, transformierende, aber ohne Hilfe durch andere Menschen oft sehr chaotisch und traumatisch verlaufende Erfahrungen in dieser "Psychose". Ich wusste von Anfang an genau, dass dies spirituelle Erfahrungen waren und ich zur Selbstheilung gelangen würde, wenn ich mir selbst zu vertrauen lernte. Gerade da war aber der Haken...
Vorhin beim Frisör kam mir plötzlich ein Bild. Ich sehe nicht "wirklich", was ich mit inneren Augen sehe, sondern ich FÜHLE und WEISS es:
Ich sah also in dieser Weise einen ur-uralten, dicken, knorrigen Apfelbaum mit breit ausladender Krone, mitten im Herzen von Avalon, und er war in voller Blüte! Darf ich dir dieses Bild heute Abend schenken?
Hach, jetzt war ich gar nicht so lange weg, und schon wieder Hinweise und Antworten – wunderbar.
Also nur kurz:
Liebe Silverwings, an Film hatte ich auch schon gedacht, geht aber nix um live. Dann vielleicht als zusätzliche Möglichkeit. Und Drehbuch – na das schreib ich dann mit jemand, der es kann. Ich geb das jetzt mal so als Entscheidung ins Universum.
Danke Ines für dein Bild. Vielleicht hast du meinen Schatz von Apfelbaum gesehen, der in meinem Garten steht. Ist uralt, stand schon 1919 da, als meine Großeltern das Haus kauften. Jetzt ist er dick und windschief, hat alle alten Äste verloren, dafür viele neue, junge, die auch Früchte tragen. Und er hat eine wundervolle, starke Deva.
So, jetzt kommt erst mal der nächste Eintrag. Ich hatte eben noch mehr geschrieben, ist mir aber verloren gegangen. Sollte wohl nicht sein.
Der Anfang des neuen Romans begann nachts. Ich wachte auf, allerdings nicht so richtig, und hörte in diesem Halbdämmerzustand mehrere Sätze. Am Ende begannen sie dann wieder von vorne. Es waren vielleicht zehn Sätze – oder wie sich später herausstellte handgeschrieben eine DIN A 5 Seite.
Der Inhalt der Sätze war: Ein Mann, an dem erst einmal nichts Ungewöhnliches ist, außer, dass er dunkle, fast schwarze Haare hat und grüne Augen. Nicht hellgrün, auch nicht braungrün sondern richtig tiefgrün – wie Moospolster hieß es. Aber er sei nicht deshalb berühmt, sondern weil er schreibe, schon immer und nun sei er ein bekannter Schriftsteller.
Eieiei, was hatte ich denn da? Genau das, was ich nicht erlebt hatte. Dieser Axel schrieb schon in der Schule so gut, dass er auffiel. Na, meine Aufsätze waren immer - nun ja nicht bestens, um jetzt nicht drastischer zu werden. In der Nacht hatte ich keine Lust, aufzustehen oder auch nur Licht zu machen. Und Diktiergerät mag ich nicht. Also sagte ich: Wenn es wichtig ist, werde ich morgen früh den Text auch noch wissen. Über dem weiteren Wiederholen der Sätze bin ich dann eingeschlafen. Morgens mit dem Aufwachen waren die Sätze wieder da. Ich meinte nur. „Lasst mich doch wenigsten erst mal duschen und frühstücken.“ Na ja, duschen war noch drin, Frühstück kam erst nach dem Aufschreiben.
Im Verlauf der weiteren Seiten wurde dann klar, dass dieser Axel in einer Umbruchphase ist. Bisher ist im alles in den Schoß gefallen. Er hat schon während der Schulzeit einen Preis für eine Geschichte erhalten, Erzählungen veröffentlicht und dann natürlich Germanistik studiert. Und er konnte nicht nur gut schreiben, sondern ebenfalls nahezu druckreif reden.
Ich erfuhr, dass er an der Universität auch als Dozent blieb, jung heiratete aber inzwischen geschieden war. Und nun ist er in Berlin, letzte Station seiner Lesereise und liegt im Hotelbett. Da passiert ihm das, was mir immer mit den Romananfängen passiert. An Bilder war er gewöhnt, die nannte er seine Inspiration. Aber auf einmal fing die Hauptfigur an mit ihm zu sprechen, ja zu diskutieren. Und er ist nur verwirrt. Dieser Sebastian sagt zu ihm: „Ich möchte, dass du meine Geschichte aufschreibst.“ Und nun kam auch für mich eine Überraschung.
Einige Zeit vorher hatte ich mit einer Romanidee gespielt. Die war entstanden, weil mein Patenkind (eine junge Dame von Mitte zwanzig) einmal meinte, sie liebe am meisten die Romane, in denen mehrere scheinbar unabhängige Stränge wären, die dann irgendwann im Laufe der Geschichte zusammenkommen. Ich hatte drei Stränge notiert und wollte das irgendwann einmal ausführen, dabei war es geblieben. Und jetzt erzählte dieser Sebastian einen Teil seiner Geschichte und es war einer meiner Stränge. Hallo?!
Axel dagegen ärgert sich, weil der Stoff sich nicht so formen lässt, wie er es gewöhnt ist. Bisher hatte er sich eingebildet, dass nur die Idee eine Art Inspiration ist, alles andere konstruiere und plane er. Hatte er gedacht. Nun weigert sich der Stoff, geplant zu werden. Sebastian taucht einfach eine zeitlang nicht auf und alles, was Axel sonst so gewöhnt ist – Lebenslauf schreiben, Orte definieren – das alles will einfach nicht gelingen oder passt nicht. Dann plötzlich meldet sich Sebastian wieder und scheint sich köstlich zu amüsieren. Axel ertappt sich dabei, dass er mit seiner Titelfigur wie mit einem Menschen redet.
Dann taucht der Name eines Ortes auf, da lebt Sebastian jetzt: Kiental. Oh, da war ich Ursula doch schon ein paar Mal. Lustig, lustig. Axel allerdings kannte den Ort nicht, macht sich kundig und fährt dorthin in Urlaub. Als Sebastian sich nur kurz meldet und dann wieder verschwindet, sagt Axel: „Wenn du dich nicht zeigst, schreibe ich deinen Geschichte nicht.“ Doch er nimmt seine Notizen und schreibt das erste Kapitel – einfach so, wie ich das immer tue. Hinterher liest er das Geschriebene durch und ist erstaunt. Das murmelt er vor sich hin und hört plötzlich wieder Sebastians Stimme.
„Gut, du hast gewonnen“, meint Axel. Doch Sebastian sagt nur: „Es geht nicht um siegen oder verlieren – es geht noch nicht einmal um Gerechtigkeit, obwohl ich das einmal gedacht hatte. Es geht um Erinnerung.“
Um die Sätze zu verstehen, sollte man Sebastians Geschichte kennen. Der war eben so erfolgreich wie Axel, aber als Betriebswirt in einem großen Unternehmen. Er steigt immer höher in der Hierarchie. Eines Tages wird ihm etwas vorgeworfen, was er nicht getan hat. Und zwar etwas, das auch vor dem deutschen Recht strafbar ist. Er kommt vor Gericht – und niemand ist da, der ihm glaubt oder bereit ist, ihm zu helfen. Nicht einmal sein Verteidiger, der eher wie eine Marionette wirkt. Schließlich wird Sebastian verurteilt, landet für zwei Jahre in Haft. Und nur ein Schweizer namens Urs bleibt ihm als Freund. Sebastian hatte nie die Notwendigkeit gesehen, Freunde zu haben. Urs vermittelt ihm die Bleibe in Kiental, in einem Seminarzentrum, in dem er gegen Handlangerarbeiten kostenlos leben kann.
Axel lässt sich inzwischen auf diese für ihn neue Art des Schreibens ein, wenn auch anfangs noch etwas zögerlich. Er merkt bald, dass dieser Roman anders wird als alle vorherigen. Ihm wird auch einiges über den Axel als Mensch klar. Mit der Entwicklung seines Romans entwickelt auch Axel sich. Und ich beobachtete nur fasziniert, was sich da mein inneres Wissen – oder wer auch immer – alles so einfallen ließ.
Dann gab es für mich noch eine lustige Geschichte. Der Roman, den Axel schreibt, nennt er: Die Dame mit den verbundenen Augen. Damit meint er natürlich Justitia, aber auch seine innere Dame – egal ob Weiblichkeit, Intuition oder Weisheit – deren Augen auch verbunden waren. Er nennt seiner Lektorin den Titel und meint nur: „Die Frage ist nur, hat sie die Augen verbunden, um gerecht urteilen zu können, oder gibt es keine Gerechtigkeit, weil sie die Augen verbunden hat.“
Als ich dies einem Freund vorlas, meinte der: „ Vielleicht hat sie sich die Augen verbunden, weil sie nicht mit ansehen will, was geschieht.“
Das gefiel mir so gut, dass ich dies nun die Lektorin sagen lasse. Und dann zeigte sich eine Episode, die bei mir eine Erinnerung auslöste. Axel trifft eines Tages „rein zufällig“ eine Klassenkameradin wieder, mit der er in der Schule immer heftig über die Klassiker diskutiert hatte. Sie war die einzige gewesen, die seinen verschlungenen Gedankenpfaden folgen konnte. Sie erzählt ihm eine Begebenheit aus der Schule, an die er sich gar nicht mehr erinnert hatte: eines Tages hatte er vergessen den Aufsatz zu schreiben, den sie als Hausaufgabe machen sollten. Miriam war entsetzt, als er ihr das gestand, doch er lachte nur. Natürlich kam er dran – wie immer. Er nahm sein Heft und las einen Aufsatz vor, den er nie geschrieben hatte. Der Lehrer wollte das Heft sehen, doch Axel sagte: „Verzeihung, das geht nicht. Der Text steht nicht da drin. Der steht hier“, und er tippte sich gegen die Stirn.
Als ich es geschrieben hatte, fiel mir ein, dass ich etwas Ähnliches in der Schule erlebt hatte – und dass es mir damals sehr imponiert hatte. Das war noch in der Volksschule (den Namen Grundschule gab es damals noch nicht), wir hatten einen Neuen in der Klasse (ich vermute, es war das dritte oder vierte Schuljahr) und er wurde aufgerufen, die Hausaufgabe vorzulesen. Er nahm sein Heft und redete, ohne zu zögern. Unsere Lehrerin merkte nichts. Aber ich hörte anschließend, wie ein Junge, der neben dem Neuen gesessen hatte, sagte: „Die Seiten waren doch leer.“ Und der Neue sagte: „Na und, hab ich doch sowieso alles im Kopf.“
Nachdem Axel den Roman um Sebastian fertig hat, meldet sich eine neue Romanidee – und als ich mit Axel fertig war, hatte ich so die Idee, seine aufzugreifen. Ich kam so ungefähr fünfzig Seiten weit, dann stockte der Fluss. Inzwischen weiß ich, dass ich es dann am besten ruhen lasse. Und dann, statt dass es weitergeht, meldete sich jener junge Mann aus Studententagen, von dem ich ganz am Anfang berichtet habe. Und somit ist ein erster Kreis geschlossen.
Doch meine Aufzeichnungen hier gehen weiter. Schließlich schreibe ich nicht nur Romane. Und dass ich überhaupt erst wieder angefangen habe, verdanke ich meinem Sachbuch. Darüber werde ich beim nächsten Mal mehr erzählen.
Während meiner Schreibausbildung hatte ich unter anderem die Aufgabe, ein Sachbuch zu planen. Damals wollte ich über alle möglichen Naturheilverfahren berichten – schließlich hatte ich gerade mit meiner Heilpraktikerpraxis angefangen. Aber die Planung war noch viel zu sehr verkopft und alles las sich sehr wissenschaftlich.
Dann, nach der langen Schreibpause, tauchte die Idee mit dem Sachbuch wieder auf. Dieses Mal allerdings aus einem anderen Grund – eigentlich aus zwei Gründen. Ich hatte schon eine ganze Weile nach einem Buch gesucht, in dem Schamanismus, Licht- oder auch Energiearbeit und andere alternativen Methoden miteinander verbunden werden. Ich hatte nämlich festgestellt, dass vieles sich ähnelte und nur einen anderen Namen hatte. Ob ich sage, ich entferne Fremdenergie aus der Aura oder aber ich mache eine Extraktion, ist im Grunde egal, denn ich spreche letztendlich von dem gleichen Vorgang, nur dass das erste ein Licht- oder Energiearbeiter sagt, das zweite eher ein Schamane. Ich hatte zwar inzwischen viel und häufig schamanisch gearbeitet, aber ich bin auch Reiki-Lehrerin, habe mehrere Ausbildungen in Kinesiologie und intensiv sowohl mit Aromaölen als auch mit Edelsteinen gearbeitet.
Nirgendwo war ich wirklich lange geblieben, weil ich mich nie auf nur eines festlegen wollte. Und so hatte ich inzwischen eine ganze Menge kennen gelernt. Und das war dann der zweite Grund. Eine Reihe meiner Freundinnen und Patienten meinte: „Du weißt so viel, du kennst so viel, willst du nicht mal ein Buch darüber schreiben.“ Und als ich mich einmal wieder etwas verärgert darüber auslassen wollte, dass kein Mensch bisher die Dinge zusammengetragen hatte, da wurde mir klar: Es hat keiner getan, weil es meine Aufgabe ist.
Zuerst wollte ich wieder planen, so wie ich es mal gelernt hatte. Aber es fühlte sich nicht richtig an. Nun kommt etwas sehr persönliches ins Spiel. Ich war nämlich nicht mehr die, die ich bei den früheren Büchern gewesen war. In der Zwischenzeit hatte ich eine Art – ja nun wird es schwierig, ich könnte es Initiation nennen, Tod und Wiedergeburt. Aber bisher gefällt mir kein Wort wirklich.
Ich hatte sieben Jahre lang meine Mutter gepflegt, anfangs nur mit Hilfestellung, dann aber immer mehr und intensiver. Gleichzeitig führte ich den Haushalt, betrieb meine Heilpraktikerpraxis und kümmerte mich noch um einen 1000 qm großen Garten. Immer wieder hatte ich zwar den Gedanken, dem allen zu entfliehen, ich ertappte mich sogar bei dem Wunsch, dass meine Mutter endlich sterben möge und war gleich darauf ganz schrecklich erschrocken über diesen Gedanken. Ein Ende war aber nicht abzusehen, da eine Körperbehinderung einen Menschen nicht hindert, sehr alt zu werden. Was ich mir aber nie eingestanden hatte war, dass ich auch körperlich am Ende war. Ich bildete mir ein, alles ganz gut auf die Reihe zu kriegen, kannte ich doch ausreichend Methoden mich hochzupuschen. Ich habe in der Zeit erfahren, dass man sich mit all diesen Übungen so aufputschen kann, als nehme man Weckamine und was weiß ich nicht noch alles.
Das Ende kam ziemlich drastisch. Ich traf jemand wieder, den ich aus einer Ausbildung kannte, er behandelte mich mit Craniosacraltherapie und meinte nur hinterher: „Du weißt aber, dass du hart am Abgrund stehst?“ Nein, hatte ich nicht gewusst. Aber jetzt wusste ich es, mit jeder einzelnen Zelle meines Körpers. Am nächsten Tag spazierten wir um einen See und ich hatte zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben das Bedürfnis, in das Wasser zu springen, immer wieder zog es mich an. Doch dann kam meine praktische Seite zum Vorschein: das ist zu kalt, zu tief und zu nass und dann muss der Arme mich da rausziehen. Lass es.
Abends wollte ich nicht mehr aus der gemeinsamen Meditation wiederkommen und anschließend brach ich mit einem Weinkrampf zusammen. Ich war für längere Zeit absolut bewegungslos und es war mir zum ersten Mal in meinem Leben einfach nur alles egal. Wirklich alles.
Kurz darauf war es plötzlich ganz einfach, meine Mutter in ein Heim zu geben, ich machte keine ihrer Machtspielchen mehr mit und hatte ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Ich weiß noch, dass ich mir immer wieder gegen die Stirn schlug und meinte: Wieso hab ich das damals nicht erkannt?
Der Zusammenbruch war am 11.05.2002, irgendwann im Laufe des Jahres 2004 begann ich mit dem Sachbuch. Natürlich sollte auch alles einfließen, was ich an eigenen Erfahrungen gemacht hatte. Mir war sogar sehr schnell klar, dass ich dieses Buch vor dem Zusammenbruch überhaupt nicht hätte schreiben können. Also schloss ich erst mal mit mir selbst einen Kompromiss. Ich wollte Kapitel für Kapitel einfach fließen lassen und hinterher sortieren. Doch als ich fertig war, war nichts mehr zu sortieren, der Stoff hatte sich selbst sortiert.
Im November 2004 war ich zum dritten und letzten Termin in Kiental (Dreijahresprogramm Schamanismus mit Sandra Ingerman). Unter anderem gingen wir an den Bergfluss und sollten dort tönen. Ich hatte zu Hause einen Ritualgegenstand hergestellt, der mit nach Kiental wollte und nun auch mit zum Fluss. Dann erschien mir beim Tönen die Flussgöttin, sie wollte mir einen besonderen Stein schenken. Sie nannte ihn ‚Findestein’, und er würde mir beim Schreiben helfen. Als Gegengabe wünschte sie sich den Ritualgegenstand.
Anfangs lag der Stein immer in meiner Nähe, wenn ich an dem Sachbuch schrieb. Inzwischen hat er einfach seinen besonderen Platz in dem Raum, in dem ich meistens schreibe. Als der Text fertig war, hatte ich noch weitere Ideen. Ich wollte nicht nur ein Stichwortverzeichnis und Literaturangaben sondern weitere Hilfestellungen geben. Und so gibt es zusätzlich ein Glossar, eine Liste mit den erwähnten Methoden inklusive Erklärung, eine Auflistung von Problemen mit Hinweisen auf die Kapitel, in denen diese behandelt werden und natürlich eine Danksagung – die mir ein ganz besonderes Bedürfnis war. Diese zusätzlichen Seiten machten fast genauso viel Arbeit wie das eigentliche Buch. Denn hier setzte sich die Naturwissenschaftlerin durch und wollte alles möglichst genau.
Als ich dann glaubte, ich sei fertig, wollte unbedingt noch ein Nachtrag geschrieben werden. Der Humor befand, er sei in dem Buch zu kurz gekommen und nun hat er eine ganz besondere Stelle erhalten.
Dieses Sachbuch hatte bei mir wieder die Lust zum Schreiben angeregt. Doch dann, so mittendrin im Schreiben des Sachbuchs, meldete sich etwas ganz Ungewöhnliches. Die Idee zu zwei Kartendecks. Darüber berichte ich beim nächsten Mal.
ich habe eben mal schnell ein paar Zeilen in deinem letzten Beitrag überflogen, aber momentan habe ich einen solchen Brummschädel, dass ich leider, leider einfach nicht in der Lage bin, deinen super-spannenden Blog ausführlich zu lesen! Mein Hirn ist zurzeit eine Großbaustelle für neue "Daten-Autobahnen" und "neuronale Netze" und fühlt sich bestenfalls nur nach Watte an, zu anderen Zeiten habe ich einfach ziemliche Kopfschmerzen.
Nochmal zum Bild des Apfelbaums, das ich neulich erhielt: Gewiss bekam ich da eine Botschaft von deinem Baum und seiner Deva, das spüre ich. Aber ich empfinde da noch MEHR, nämlich eine Einladung an dich, eine Schamanische Reise nach AVALON zu unternehmen! Aber spür lieber mal selbst hinein, ob dich das ebenfalls so anspricht!