Sie hat alle Wege erschöpft, alle Schwierigkeiten berührt, um sie in ihr Bewusstsein aufzunehmen: was man nicht ertragen kann, kann man nicht transformieren.
Du wirst alle Dinge ertragen, um sie zu transformieren
Den Schwierigkeiten zu entfliehen, um sie zu besiegen, ist keine Lösung - obwohl das sehr verlockend ist. Bei denen, die das spirituelle Leben suchen, sagt etwas: "Oh, ganz allein unter einem Baum sitzen zu können, versunken in Meditation, nicht mehr versucht sein zu sprechen, zu handeln, wie schön muss das sein!"
... Doch der wahre Sieg muss im Leben errungen werden. Man muss es verstehen, in allen Situationen allein mit dem Ewigen und Unendlichen zu sein. Man muss verstehen, in jeder Handlung frei zu sein mit dem Höchsten. Dies ist der wahre Sieg.
Im Zustand der Krankheit merken wir, daß wir nicht allein existieren, sondern an ein Wesen ganz anderer Ordnung gefesselt sind, von dem uns Abgründe trennen, das uns nicht kennt und dem wir uns unmöglich verständlich machen können: unseren Körper.
Solange der Erfolg unser Ziel ist, können wir unsere Ängste nicht loswerden, denn der Wunsch, erfolgreich zu sein, bringt unweigerlich die Angst zu versagen hervor.
Religion stellt den Versuch des Erwachsenen dar, ein Kind zu bleiben. Sie ist das Sicheinkapseln in die Glaubenswelt der Vergangenheit. Sie dokumentiert Nichtwissen und hängt in blindem Vertrauen Lehren an, die Erleuchtung versprechen. Und immer wieder lautet ihr ultimativer, unausgesprochener Befehl: "Du sollst keine Fragen stellen." Aber wir stellen Fragen und ignorieren diesen Befehl aus ganz natürlichen Gründen. Denn die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, besteht darin, die Vorstellungskraft zu befreien und die Ketten zu zerreissen, die den Menschen an der Entfaltung seiner Kreativität hindern.
Frage: Ich bin gerade verliebt. Ich liebe jemanden. Nicht das Sein oder das Selbst sondern eine andere Person. Ist das erlaubt?
Karl: Nein, das ist strengstens verboten.
F: Ich meine - geht das als Liebe durch? Ist es überhaupt Liebe?
K: Über das, was Liebe zu nennen ist, gibt es zahllose Bücher und noch mehr Sprüche. So viele Menschen auf der Welt leben, so viele verschiedene Definitionen von Liebe wirst du finden.
F: Aber du hast keine.
K: Ich weiß nur: Wo eine Idee ist, ist Liebe nicht.
F: Wie bitte?
K: Nur in der Abwesenheit einer Vorstellung von Liebe ist Liebe möglich. Solange du eine Vorstellung von Liebe hast, sperrst du sie ein. Du definierst sie, und definieren heißt wörtlich: begrenzen. Sobald du die Liebe so oder so haben möchtest, ist es deine Liebe. Eine Liebe, über die du verfügst, die einen Besitzer hat. Sie ist begrenzt und also bestimmt nicht die unendliche Liebe, nach der sich jeder sehnt.
F: Aber es gibt eine Liebe, die nicht eingesperrt ist?
K. Die gibt es. Die ist da, wo es keinen gibt, der die Liebe besitzt. Diese Liebe ist Freiheit. Und nur das ist Liebe. Liebe ist die Abwesenheit einer Person, die Unterschiede macht und sagt: Das ist Liebe - und das nicht. Die Abwesenheit des einen, der diskriminiert, ist Liebe.
F: Dann kann Liebe kein Gefühl sein.
K: Sie ist alle Gefühle, weil sie die Quelle und Essenz von allem ist.
F: Hast du auch etwas übrig für persönliche Liebe? Für Liebe, die spontan auftaucht und die ich einem bestimmten Menschen zuordne?
K: Wenn du dich im anderen vollkommen erkennst und wenn es keine Trennung gibt zwischen dir und dem anderen, dn ist Liebe.
F: Na bitte. Also doch.
K: Dann ist Liebe gleichbedeutend mit Selbsterkenntnis. Du erkennst: Das, was du bist, ist das, was der andere ist. Wo es dich und den anderen nicht mehr gibt, da ist nur noch Liebe. Und hinter dieser Liebe ist jeder her. Das ist der eigentliche Sinn der Beziehungen.
F: Ja, und Liebe kommt ja auch vor in Beziehungen.
K: Kommt vor und vergeht wieder. Dieser Geschmack von Liebe ist temporär. Das ist das Fatale. Liebe in dieser Form ist flüchtig, und die Flüchtigkeit tut weh. Wenn diese Liebe da ist, weißt du schon, sie wird wieder gehen, denn sie ist der Zeit unterworfen.
F: Immer?
K: Ohne Ausnahme. Alles, was in Zeit kommt, geht in Zeit. Aber die Quelle der relativen Liebe, die Liebe selbst, ist immer da.
F: Aber wenn eine Beziehung, die du relative Liebe nennst, auf Liebe gebaut ist...
K: ... dann können wir doch daran arbeiten, dass sie ewig hält oder wenigstens bis zum Tode? Wenn wir nur richtig aufpassen! Ja, arbeite und pass auf. Die Frage ist: Gibt es einen, der diese relative Liebe braucht? Der dieses Gefühl braucht, diese Sicherheit oder Zuwendung, um zu existieren oder glücklich zu sein?
F: Ja, den gibt es, der sitzt hier.
K: Wenn Liebe den Geschmack von Brauchen hat, will sie Besitz ergreifen.
F: Wenn es aber nicht so ist in einer Beziehung?
K: Dann gibt es keine Beziehung. Da hört die Beziehung auf.
F: Wenn ich Liebe bin, dann beziehe ich mich nicht mehr auf jemand anderen?
K: Genau. Dann gibt es keine zwei mehr, dich und einen anderen. Und damit hört die Beziehung auf. Es ist einfach nur noch Mitgefühl da, jedoch keiner, der das Mitgefühl hat.
F: Klingt einsam.
K: Liebe ist Einsamkeit. Es gibt keinen Zweiten mehr. Du bist das Eine ohne ein Zweites. In dem Moment muss alles, was in Zeit ist, sterben, auch du als seperate Person, die in der Einsamkeit nicht sein kann.
F: Das klingt schrecklich.
K: Für eine Person ist es das Furchtbarste überhaupt. Sie würde sich umbringen dafür, dass das nicht eintritt.
F: Aber es gibt doch ein Gefühl, das man Liebe nennt.
K: Man nennt es vielleicht so, aber Liebe ist es nicht. Alles, was du benennen kannst, ist es nicht. Es kann ein schönes Gefühl sein, das kommt und geht, wie ein schöner Geschmack von gutem Essen oder von Harmonie. Der Geschmack vergeht. Das ist flüchtige Liebe. Damit wirst du nie lange zufrieden sein.
F: Deswegen wollen wir ewige Liebe.
K: Ewig - damit wir ganz auf der sicheren Seite sind?
F: Damit das Gefühl nie aufhört.
K: Liebe ist, wenn die Idee von einem, der etwas will oder braucht, wegfällt. Das, was du bist, ist schon in sich Ewigkeit und braucht nichts Ewiges und kein Gefühl. Liebe ist kein Gefühl.
F: Ist das die Art von Liebesbekenntnis, die deine Freundin von dir hört?
K: Wenn du sie fragen würdest, würde sie sagen, sie hat nie eines gehört. Es ist nicht der Beziehungshimmel für sie. Und doch sind alles Liebesbekundungen.
F: Nach dem Motto. Egal was ich tue, ich bin Liebe?
K: Für mich ist Liebe ein Name unter vielen. Wenn du den Begriff benutzen willst, dann ist das, was ich bin, das, was Liebe ist. Ich bin nicht die Liebe, ich bin das, was Liebe ist. Das ist, was immer es ist. Das ewige Mysterium der Existenz.
F: Dann kann es jeder.
K: Natürlich.
F: Aber kennst du auch so etwas wi ein Bedürfnis nach Liebe?
K: Das nennt man: eine Person sein. Die Erfahrung kenne ich.
F: Aber sie tangiert dich nicht, weil du im Sein verwurzelt bist?
K: Das, was ich in der Essenz bin, war nie verwurzelt oder wurzellos. Es kennt keine dieser Definitionen. Es ist das, was sich nie um etwas gekümmert hat.
F: Also die Essenz, die Liebe kümmert sich um gar nichts?
K: Sie ist ganz unbekümmert. Der Kummer kümmert sich.
F: Das hätte ich von der Liebe nicht gedacht.
K: Da hast du den Kummer.
(aus dem Buch Karl - Erleuchtung und andere Irrtümer)
In dem Augenblick aber, wo uns alles verloren scheint, erreicht uns zuweilen die Stimme, die uns retten kann. Man hat an alle Pforten geklopft, die auf gar nichts führen, vor der einzigen aber, durch die man eintreten kann, und die man vergeblich hundert Jahre lang hätte suchen können, steht man, ohne es zu wissen, und sie tut sich auf.
Alle Leiden um uns müssen auch wir leiden. Wir haben nicht einen Leib, aber ein Wachstum, und das führt uns durch alle Schmerzen, ob in dieser oder jener Form.