Bei Kindern nennt man es Spiel, bei Erwachsenen Kunst
Wenn ein Kind aus nassem Sand eine Burg baut, spielt es. Wenn ein Erwachsener aus nassem Mörtel eine Burg baut, nennt man es Arbeit oder Kunst
Es ist für mich inzwischen so, dass ich alles wieder als Spiel sehe wie ganz ganz früher mal als kleines Kind, auch zum Zahnarzt gehen, auch schreien, wenns weh tut, auch Blut spucken, auch ......
Ist nun Kunst mehr, besser als Spiel?
Oder was ist Kino, Theater, Werbung usw. anderes als Spiel?
weil Kinder kein Geld dafür bekommen, nicht für ihre Sand-Kunstwerke berühmt werden? Spricht irgendetwas dagegen, alles als Spiel anzugehen? natürlich auch das Werten, wenns Spass macht
Alles so sein lassen zu können wie es ist, und damit jedem seine Sehensweise zu lassen ist für Menschen nicht einfach. Es muss nicht jede Perle aus dem Acker gebuddelt werden, um sie ins Licht zu holen. Unter der Erde ist das Leben gerade so lebendig wie im Himmel.
Franz Josef Degenhard singt:
"Alle haben sie recht, recht, sie haben alle recht!"
Es gibt soviele Meinungen, wie es Menschen gibt, oder anders, so viele verschiedenen Sehensweisen, wie es Menschen gibt.
Einheit als Vielfalt
Eins sind wir alle als Existenz-Sein-Leben, doch als Körper sind wir alle verschiedene Fingerabdrücke des Seins. Daher kann niemand sich in die Gedankengänge und Gefühlslabyrinthe anderer wirklich hineinversetzen, höchstens ähnliches selbst denken oder fühlen.
Vielleicht ist ja genau das so kompliziert? Einheit als Vielfalt zu sein und das auch noch verstehen zu wollen?
vielen vielen Dank, deine Worte berühren mein Herz
Allmählich schreibe ich mich frei.
"Schreibend aus der Haut fahren..."
Ich weiß, dass auch du gerade dabei bist, die letzten Fesseln abzustreifen, oder soll ich lieber sagen, die letzten Leinen zu kapern, die dein Segelschiff noch am Ufer festhalten?
I am, what I am
In diesem Sinne
weiterhin all deinen Mut, dich schreibend ins tiefe Lebensmeer zu wagen, auch wenn scheinbar die Möglichkeit besteht zu ertrinken, wir können nie nie nie sinken, auch wenn wir mal fallen. Wir sind ja schon immer Tropfen im Lebensozean.
Wenn ein Tropfen versinkt, ertrinkt er im Meer, welch ein schöner nasser Tod der eigentlich Leben ist.
Gestern sah ich einen Bericht über Murmeltiere in Kasachstan. 9 Monate lange halten sie Winterschlaf, 3 Monate tummeln sie sich in der Sonne, aber nur, um sich die Nahrung anzufressen, die sie in dem langen Winterschlaf benötigen. Es war eine Familie, bestehend aus Eltern, drei Einjährigen und einer Zweijährigen, die vom Vater schwanger war. Die ebenfalls trächtige Mutter griff ihre Tochter so lange an, bis diese ihr Kind verlor, weil nur eine Frau der Chef sein kann. Die Tochter gab irgendwann auf und zeigte dies ihrer Mama mit Demutsbezeugungen. Irgendwann wurde der ALTE sehr aggressiv, weil er wusste, seine Frau brachte neue Babys zur Welt. Er griff seine Sprösslinge immer wieder an, biss sie und prügelte sie. Ein Männchen wurde so hart angegriffen, dass es weglief und sich selbständig machte. Die anderen beiden wechselten kurz vor der Geburt ihrer diesjährigen Geschwister in einen Bau ganz in der Nähe. Die Tiere zeigen uns klar und deutlich, wie die Rangordnung abläuft und dass sie keineswegs länger als unbedingt nötig ihre Brut im Nest wohnen lassen. Deshalb schaue ich mir so gerne solche Sendungen an.
Nur der Mensch hat es anscheinend verlernt, seine Jungen rechtzeitig ins selbständige Leben zu entlassen, so dass diese abhängig und unselbständig bleiben. Es taugt nun einmal nicht, dass erwachsene Kinder mit ihren Eltern auf engem Raum zusammen sind. Sollte es die Not gebieten, ist es etwas ganz anderes, weil alle Beteiligten sich dessen bewusst sind und es nicht als normal sondern eben als NOTLÖSUNG akzeptieren. Ich stelle mir gerade die Frage, weshalb wir Menschen so gerne Abhängige sein und nicht auf eigenen Füßen stehen wollen. Dabei liegt in jeder Frage bereits die Antwort. Weil es lebensgefährlich ist, alleine loszugehen. Das junge Murmeltier wäre beinahe von einem Steinadler gefressen worden. In der Gruppe warnt eines das andere dagegen oft rechtzeitig mit einem Pfiff vor drohenden Gefahren.
Ein Bild kommt mir vor Augen. In Kaufbeuren wohnte neben mir eine Mutter mit ihrer halbwüchsigen Tochter. Dorothea bekam ein Häschen, das auf der Terasse in einen Stall gesperrt war, den man von oben durch einen Deckel öffnen konnte. Ab und zu durfte das Tierchen mal auf der grünen Wiese herumhüpfen und Gräschen zupfen. Doch da raste bereits der Hund von nebenan auf es zu, zwar nur, um mit ihm zu tollen, er war noch sehr jung, doch für Meisterchen Lampe war er erstmal ein Feind, vor dem er Angst hatte. Schnell wurde er deshalb wieder in seine Behausung gesetzt, wo ihm niemand ein Leid antun konnte.
Trotzdem íst es ein Gefängnis, wenn es auch verhindert, dass es gebissen oder gefressen wird. Aber auch die meisten Menschen wollen lieber eingesperrt bleiben, als sich dem Wagnis Leben allein auszusetzen. Frei bin ich nur, wenn ich die Eigenverantwortung für mich übernehme, nicht nur für meinen Körper, auch für meine Seele und meinen Geist. Doch wie es ist heute: Für den Leib der Arzt, für die Seele, der Psychologe, für den Geist Kirche, Staat, Wissenschaft. Nur ja nicht die Chance erhalten, selber zu denken, ich könnte ja darauf kommen, dass das grüne saftige Gras auf der Wiese der Freiheit viel verlockender ist, als die Angst vor dem Hund, der mit mir spielen will. Vielleicht merke ich gar, dass ich mich sehr wohl gegen ihn zur Wehr setzen kann, wenn es sein muss. Kann ein Hase nicht viel schneller laufen als ein junger, tollpatschiger Hund? Wie aber soll ein Tier, das niemals die Freiheit geschnuppert hat, darauf stoßen, dass es Menschen als Schoßtier missbrauchen, nur weil es ihnen gerade gefällt? Es fällt ihnen einfach nicht ein, dass sie nicht Herren der Welt sind, weder über Tiere, noch über Bäume und Pflanzen. Wir Menschen können von Glück reden, dass die Tiere sich noch nicht bewusst sind, was wir ihnen antun, sonst würden wir schnell merken, wie hilflos wir im Grunde sind. Es bliebe uns dann wieder nichts anderes übrig, als die Vierbeiner gnadenlos abzuknallen?
Das Schlimmste ist, dass wir es mit unseren Artgenossen genauso machen. Solange sie unbewusst sind, werden sie versklavt, oder als billige Arbeitskräfte missbraucht. Heute sehen wir es an den Fremdarbeitern, die wir uns im Wirtschaftsboom herholten. Damals waren sie gut genug, unseren Müll und Dreck wegzuputzen. Heute sind ihre Kinder Deutsche und bleiben trotzdem weiter Fremde. Und schon gibt es wieder viele Stimmen, die rufen: Ausländer raus.
“Die ich rief die Geister, werd ich nicht mehr los”
Beide Seiten sind selbstverständlich beteiligt. Auch die Türken hätten wissen müssen, was sie sich antun, als sie Land, Haus und Familie zurück ließen, nur um es leichter zu haben. Unschuldig ist keine Seite. Lernen können wir alle miteinander, wie es anders funktioniert im Zeichen der “Globalisierung”. Ob es uns passt oder nicht: Will der homo sapiens weiter Erdbewohner sein, muss er einsehen, dass ALLE MENSCHEN GEMEINSAM - die Menschheit sind, so schwer es auch ist, sein abgestecktes Territorium herzugeben. Wir haben durch die Technik die Möglichkeit geschaffen, sämtliche Grenzen zu sprengen. Für die Folgen müssen wir alle einstehen. “Nach mir die Sintflut” schreien und alles um mich herum wegjagen, was mir im Weg steht, geht heute nicht mehr so einfach wie in den vorhergehenden Jahrtausenden. Jedes Volk weiß inzwischen Bescheid über Atombomben oder Wasserstoffbomben. Einen Weltkrieg gibt es bisher nicht, weil mehr Mitgefühl herrscht, sondern weil ein eventueller Sieger kaum mehr damit rechnet, eine bewohnbare Erde vorzufinden. Nicht die Nächstenliebe, sondern die Angst verhindert bisher Armageddon.
Die Liebe wartet geduldig weiter hinter den dunklen Wolken der Angst, bis wir für sie bereit sind. Nur weil etwas nicht sichtbar ist, heißt das noch lange nicht, dass es nicht existiert. Leben IST Liebe, und jeder, der daran glaubte und es ausprobierte, hat erfahren, welch eine Kraft in der Liebe steckt. Sie allein ist in der Lage, Angst umzuwandeln, nichts sonst. Ich kann es bezeugen, weil ich es selbst erfahre, tagtäglich. Die Liebe in mir ist wie die Sonne, sie verwandelt selbst das Hässlichste durch ihr strahlendes Licht. Allerdings musste ich erst durch meine eigene tiefe dunkle Nacht der Seele gehen; erkennen, wieviel Müll ich im Laufe meiner vielen Leben angesammelt hatte: Angst, Hass, Neid, Eifersucht, Bitterkeit, Ironie, Sarkasmus, Gleichgültigkeit, Überheblichkeit, Arroganz, Besserwisserei, Gier, Selbstsucht. Solange all das in mir wohnte, nutzte es mir nichts, in eine Kirche aus Stein zu gehen, mir von irgendjemand die Sünden vergeben zu lassen. Genauso blödsinnig ist es, zu glauben, dass Jesus meine Sünden bereits alle auf sich genommen hat. Wenn es wahr wäre, müsste jeder Christ ein Verklärter sein. Das Gegenteil erlebte ich als Christ unter Christen. Eine Änderung geschieht nur von innen und nur durch mich allein, niemals von außen. Ich kann lediglich erzählen, dass ich diesen Weg gegangen bin und nun im hellsten Licht stehe. Nachahmen kann mich keiner, höchstens sich anstecken lassen, es auf seine ureigene Weise zu versuchen, ebenfalls durch seine innere Finsternis in sein inneres Licht zu gelangen. Wie man erkennt, ob man erleuchtet ist?
“Es bedarf keiner Worte, man erkennt sie am strahlenden Gesicht!”
Wacht auf, ihr Murmeltiere, der Winter ist vorbei. Wacht auf Dornröschen, die 100 Jahre sind längst vergangen. Doch der Prinz ist niemand anders, als euer BEWUSSTSEIN. Ihr selbst dürft euch wachküssen.
Schreib dir einfach alles sofort von der Seele, dann ist es erstmal von innen nach außen getreten und du kannst es mit den physischen Sinnen ganz anders fassen. Und nicht jedes Wort sofort kritisch unter die Lupe nehmen.
Fließen lassen, poetische Perlen aus dir lassen, so wie auch die Tränen des inneren Kindes kostbare Perlen sind.
Wir haben gestern abend die Fußwaschung mit Wein vorgenommen. Welch ein Glück, dass wir im Alten Höhler von Rosemarie feierten, dem Keller unter dem Keller mit schalldichten Wänden. Wir lachten so viel und so laut, dass sämtliche Nachbarn vor Schreck aus den Betten gefallen wären oder nicht mehr hätten fernsehen können, hihi. Denn erst in den frühen Morgenstunden konnten wir uns trennen, um selig in den Karfreitag hineinzuschlafen
Wir waren zu zwölft, grins. Prinzen oder Fürsten gabs nicht, also taten wir uns eben gegenseitig diesen traditionellen Liebesdienst Wer bei der Fußwaschung lachte, kam zur Strafe „ans Kreuz“. Das ging so. Er wurde an einen Stuhl gefesselt und wir leckten den Sekt einer nach dem anderen von seinen nackten Füßen. Naja die waren schon vorher gewaschen, lach. Erlösung erfuhr er nur, wenn er dabei nicht lachte. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass er/sie erst recht loskicherte oder losprustete. Versucht mal, das Lachen zu verbeißen, wenn euch jemand die Fußzehen ablutscht Um ihn doch noch befreien zu können, gab es den König, der ein Gnadengesuch ausstellte. Es war ja sogar mal eine Folter, jemand mit einer Feder an den nackten Fußsohlen zu kitzeln
Weil ich gerade hier las, dass wir Deutschen zu „geernstet“ sein sollen, hier gleich noch eine zweite Fußwaschung wider den tierischen Ernst aus dem späten Mittelalter.
» Am grünen Donnerstage verrichtete der Kuhrfürst in der Schloßkapelle die bey den Katholiken gewöhnliche Religionsceremonie des Fußwaschens. Alles gieng dabey herrlich und prächtig zu: die ganze Wache paradierte; der Kuhrfürst hatte die in einem kurzen schwarzen spanischen Mantel und der Ordenskette bestehende Ordentracht des Sancthubertsordens an; die sämtlichen Ritter, wie auch die Prinzen Karl von Zweybrücken, und Wilhelm von Birkenfeld, nebst dem jungen Prinzen Radzivil aus Polen, begleiteten ihn. Die Messe wurde mit einer schönen Musik angefangen. Darauf genossen der Kuhrfürst, die Prinzen und die übrigen Ritter, und zuletzt die zwölf alten Männer, welche die zwölf Apostel vorstellten, und, wie zu Rom, weiß gekleidet waren, das Abendmahl. Das Fußwaschen selbst geschah im sogenannten Rittersaale, wo sich die zwölf Apostel auf eine mit schwarzem Tuch überzogne lange Bank setzten. ...« (Quelle: Björnsthål, Jakob Jonas, Briefe auf seinen ausländischen Reisen an den Königlichen Bibliothekar C. C. Gjörwell in Stockholm. Aus dem Schwedischen übersetzt von Christian Heinrich Groskurd, 6 Bde., Rostock, Leipzig 1777-1784, hier:
Stell dir einmal vor, du lebst in einer mittelalterlichen Stadt, die ihre Tore nach Sonnenuntergang verschließt. Du warst den ganzen Tag unterwegs, hast nicht auf die Zeit geachtet. Als du endlich wieder vor den Toren deiner Heimatstadt stehst, sind sie hermetisch abgeschlossen, die Mauern viel zu hoch, um darüber zu steigen. Was nun?
In dir entsteht Angst, die sich allmählich in Panik verwandelt, du trommelst mit den Fäusten gegen die Tür des Wächterhäuschen, doch niemand reagiert. Drinnen sitzen sie im Warmen und trinken gemütlich ihren Wein, lachen und erzählen.
Verzweifelt sitzt du auf dem kalten Pflaster, schaust in den Sternenhimmel und kommst dir vor wie ein kleines Blatt, das selbst dem Wind zu unscheinbar schien, um es wegzublasen. So entstand wohl das Wort “Torschlusspanik” Man wendet es gerne auch für andere sogenannte “Notzustände” an, z.B. wenn man als junge Frau mit 22 Jahren “immer noch keinen Mann fürs Leben” gefunden hat. Wer will denn eine alte Jungfer werden? Als geübte Fussballspielerin der Worte fällt mir selbstredend sofort etwas Passendes ein. Wenn Sepp Maier mit Mitte Dreißig Torschusspanik bekam, dann fühlte es sich wohl auch wie Torsch(l)usspanik an, weil er allmählich ins GEWISSE Alter kam. Ein einziger kleiner Buchstabe trennt beide Worte. Doch macht dieses “l”. einen Unterschied zwischen den beiden Panikzuständen?
Weshalb falle ich als Mensch in eine Torschusspanik oder Torschlusspanik? Was ist es, dass mir den Angstschweiß auf die Stirn treibt oder das Herz in die Hose rutschen lässt? Beide Zustände gehören für mich zusammen. Der zu spät Gekommene sitzt vor einem verschlossenen Tor, der zu alt Werdende sitzt ebenfalls vor einem Tor, das für ihn demnächst verschlossen sein wird, weil er es nicht mehr hüten kann. Ob nun Hüter eines Tores, oder Ausgeschlossener eines Tores, beide fühlen sich einsam, aus der Gemeinschaft gestoßen. Weshalb ist es bloß so wichtig, zu einer Gemeinschaft zu gehören?
Wenn mir bewusst wird, dass ich in meiner eigenen Gesellschaft niemals allein und ausgeschlossen sein kann, bin ich weder unglücklich, wenn ich eine Nacht vor den Toren der Stadt verbringe, noch wenn ich ein Fussballtor nicht mehr genügend bewachen kann. Gehe ich noch tiefer in diese Angst vor dem Ausgeschlossensein aus einer Gemeinschaft, dann stoße ich auf die Todesangst. Soweit ich es für mich beurteilen kann, steckt hinter jeder Angst die Angst vor dem Tod. Da empfehle ich, oft auf Friedhöfen spazieren zu gehen. Hier fühle und erfahre ich, dass Sterben und Frieden etwas miteinander zu tun haben. Lasse ich diesen Körper los, lande ich in der Abgeschiedenheit und erlebe endlich tiefen inneren Frieden. Stille ist der wahre Kirchendom meiner Seele. Hier werde ich ein einziges Gebet, bin endlich allein und all-eins, eins mit allem. Ist mir mein Allein(s)ein bereits bei lebendigem Leibe bewusst, sitze ich voll innerem Frieden sowohl vor einem verschlossenen Stadttor, als auch vor einem für mich demnächst verschlossenen Fussballtor.
“Wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt, die Liebe zu mir hält, sie hält!”
Aus allem etwas Besonderes machen, das ist die Fähigkeit eines Zauberers. Selbstverständlich würde ich eine gute Flasche Wein und ein Stück leckeren Käse im Beutel haben, wenn ich von einer langen Reise nachhause zurückkehre. Meine Jacke als Kissen, säße ich gemütlich unter dem Sternenhimmel, der mir als Lichtquelle dient, zückte mein Alleskönnermesser, entkorkte die Buddel mit dem Rebensaft, würde den Käse in Stücke schneiden und die ganze Nacht lang auf meiner Mundharmonika sehnsüchtige Liebesweisen blasen, so dass ganz sicher sehr bald die Torwärterhäuschentüre von selbst aufschwingt, die Leute heraus kommen, mit mir mitsingen. Und in Nullkommanichts auch junge Mädchen und Burschen herangelockt würden, um zu meiner romantischen Musik eng umschlungen zu tanzen. Niemanden lockt es mehr hinter die Stadtmauern, wenn davor ein voll beleuchteter Tanzsaal kostenlos zur Verfügung steht. Erglüht das erste Morgenrot am Himmel, gehe ich vergnügt, die Hosentaschen voller Münzen, in mein Städtchen, lasse mich vom Baader ordentlich einseifen, um hinterher nach einer ausgiebigen Jause mich genüsslich aufs Ohr zu hauen, manchmal mit, manchmal ohne Liebste, gewärmt von innen durch Wein, Weib und Gesang.
Wäre ich aber Sepp Maier, würde ich mich freuen, endlich meine Knochen nicht mehr für andere hinzuhalten, sondern mit Lust und Leidenschaft meinen Hobbys frönen zu können, für die ich in meiner Torwartkarriere genügend Euronen auf die hohe Kante gelegt habe. Es war großartig, im Rampenlicht zu stehen, grausam, auf der Verliererseite gestanden zu haben. Doch jede große Oper geht einmal zu Ende, aber noch lange nicht mein Leben.
Jede Nacht schließt sich die Tür meines Tageslebens und ich fliege in mein Nachtleben voller bizarrer und schöner Träume. Genauso öffnet sich jeden Morgen das Tor zu meinem Alltag. Auf und zu, zu und auf. Das ist der irdische Rhytmus. Leben und Tod, Tod und Leben, es geht immer weiter, denn Leben und Tod sind EINES. So wie die Sonne niemals wirklich untergeht, sondern nur die Position wechselt, so sterben auch wir nie, sondern wechseln lediglich die Stellung. Von der horizontalen Lage in der Nacht zur vertikalen am Tag. Hat man das einmal begriffen, ist nichts mehr schrecklich, weil alles was ist, LEBEN ist. Tod ist ein NICHT-Zustand, der nur in unseren Gedanken ein Schattendasein führt. Genauso wie Zeit lediglich ein gedachtes Konstrukt ist und nicht wirklich existiert. Für mich ist jeder Augenblick inzwischen ein offenes Tor, durch das ich schreiten kann oder nicht, ich habe die Wahl.
Solange ich mich als Opfer fühle, brauche ich einen Tempel und ein gut verschließbares Tor davor, damit niemand Ungebetenes in mich eindringen und mein Inneres zerstören kann. Bin ich jedoch Schöpfer meines Seins, benötige ich keine sichere Burg mit Türen oder gar einer Zugbrücke davor. Bin ich mir meiner selbst bewusst, kann mir niemand mehr etwas anhaben, wenn er auch meinen Körper ans Kreuz nagelt. Ich bin nicht mein Körper, er war lediglich meine äußere Hülle. Seht selbst, wie schön offene Türen und Tore sind.
Nur wer Angst vor dem pulsierendes Leben in sich hat, bekommt Torschlusspanik. Nur ein Torwart, der andere zur Selbstbestätigung braucht, kriegt Torschusspanik.
Liebe dich selbst und du wirst keinerlei Verlangen mehr danach verspüren, durch ein verschlossenes Tor zu gelangen. Die ganze Welt ist dein Haus.
Fasst ein Kind einen heißen Ofen an, verbrennt es sich die Finger, und vor lauter Angst, sich noch einmal weh zu tun, meidet es nun alles, was nur irgend etwas mit einem heißen Ofen gemein hat? Es ist von der Natur sehr klug eingerichtet, Schmerz als Warnblinkanlage einzusetzen; doch wenn er einem den Weg ins Leben versperrt, hat er seinen Nutzen verloren. Das Leben ist gefährlich; jeden Augenblick kann ich mir die Finger verbrennen, mein Herz oder meinen Verstand verlieren, nicht mehr wissen, wo oben oder unten ist. Ich kann von einem Auto angefahren oder einem abgestürzten Flugzeug verbrannt werden. Will ich mich vor all diesen Gefahren schützen, muss ich mich hinter einer Glasglocke verstecken und erstarre darin sehr bald. Wieder einmal zitiere ich mit eigenen Worten aus dem so unglaublich lehrreichen Buch
“Der kleine Prinz”:
“Der kleine Prinz hatte eine einzige Blume auf seinem kleinen Planeten, eine wunderschöne rote Rose. Damit ihr kein Leid geschieht, stülpte er ihr eine Glashaube über. Sie glaubte fest daran, dass es für sie das beste ist, und merkte gar nicht, dass ihr das wirkliche Leben gestohlen wurde! Anschließend machte er sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, bis er einestages erkannte, dass er schon immer in seinem eigenen Herzen verborgen wartete, bis er erwachte. Seine rote Rose ist nichts anderes als sein Herz, das er nicht am wirklichen Leben teilnehmen lassen wollte, aus Angst, es könnte verletzt oder getötet werden. Statt dessen suchte er in seiner Umwelt nach Leben und fand es natürlich nicht. Man kann nicht das Herz eines anderen bekommen, auch wenn das von den romantischen Dichtern gerne erzählt wird. Jeder muss sein eigenes Herz entdecken, das ihm seit Geburt gehört. Manchmal muss man jahrelang herumirren wie Odyseuss, bis man sich erinnert, dass das man in sich immer zuhause ist. Als kleines Kind wusste man das noch ganz genau und fühlte sich nicht getrennt vom Leben.
Will ich mein Herz, meine leidenschaftliche rote Rose, vor Leid schützen, und sperre deshalb sämtliche Emotionen aus, verurteile ich es zum Tode bei “lebendigem Leibe”. So hart es ist, leben kann ich nur lebensgefährlich, es gibt keine andere Möglichkeit. Besser einen Tag mit allen Sinnen ausgekostet, als 100 Jahre in einem Hochsicherheitstrakt dahinvegetiert. Verliebe ich mich, entflamme ich, entliebe ich mich, werde ich zu Asche. Na und???
Im Moment bin ich zwar in keinen Mann verliebt, dafür aber in das Leben selbst, das so unglaublich stark in mir rauscht und braust. Leben ist Liebe und ich bin Teil davon. Wie einzigartig seitdem jeder Augenblick für mich ist, würde Bände füllen und doch nicht annähernd dieses Wahnsinnsgefühl ausdrücken können, das ich in all meinen Zellen spüre. Ja es ist, als ob ich unter Drogen stehe. Das Leben ist eine Droge, doch ohne jede negative Nebenwirkung. Ist wunderschön, süchtig nach Leben und gleichzeitig so klar im Kopf zu sein wie nie zuvor. Wie wäre es, wenn jeder nicht nur 10% sondern 100% seines Potentials einsetzen würde, dann gäbe es lauter solche Lebenssüchtige wie mich und ich würde gar nicht mehr auffallen. Eine fantastische Vorstellung, die ich mir sehr wünsche. Wenn es mir gelang, von einem armen kleinen bedauernswerten Opfer zu einem selbstbewussten königlichen Menschen heranzureifen, kann es jeder Mensch.
Großartig ist es, immer aufs neue wie Phönix aus der Asche zu steigen, in den unendlich weiten Äther zu fliegen, von oben zu schauen, was mich auf der Erde zu neuen Abenteuern reizt und im Sturzflug herniederzufallen, egal ob ich mir dabei das Genick breche oder nicht. Sterben muss mein Körper irgendwann sowieso. Bis dahin aber genieße ich in vollen Zügen, was mir täglich auf dem Silbertablett oder auf dem Scheiterhaufen präsentiert wird. Schei…drauf und jetzt erst recht. So! Nicht WAS sondern WIE ich etwas tue, ist wichtig für mich. Ich kann ein Messer zum Töten oder Zwiebelschneiden benutzen; ich kann eine verlorene Liebe als Tod oder Auferstehung sehen. Niemand ist nur Opfer seiner Verhältnisse, sondern immer auch Täter. Er hat jeden Augenblick die Wahl, zu entscheiden, ob er Werthers Leiden oder die Auferstehung Jesu aufführen möchte. Niemand kann mir die Wahl abnehmen. Meine Umgebung forme ich durch meine eigene Gedankenkraft, weil sie machtvolle Energie ist, die ausstrahlt und wie ein Echo genau dieselbe Energie wieder anzieht. “Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus!”
Stehe ich jeden Morgen mit einer miesen Weltuntergangsstimmung auf, wird mir die Welt genau so entgegenschreien. Alles um mich herum ist dann nur noch grau, hoffnungslos, zum Sterben langweilig, ungerecht und böse, öde und leer. Schwinge ich statt dessen mit jedem Sonnenaufgang beide Beine voller Vorfreude aus dem warmen, kuscheligen Bett, erstrahlt Klärchen nochmal so gerne und taucht meinen ganzen Tag in helles, warmes Licht. Vierzig Tage lang so tun als ob; danach ist es im Bewusstsein gespeichert. Das Leben ist zwar gefährlich, aber dafür voll bunter Farben und Bilder. Es ist nichts mehr in Fels gehauen, die steinernen Gesetzestafeln wurden ersetzt durch lebendige Liebe zum Leben in mir und um mich. Ich bin keine Skulptur aus Stein mehr, die andere nach ihrer Vorstellung gebildet und verbildet haben, sondern verwandelte mich in einen selbstbewussten, göttlichen Menschen, der laufen, springen und tanzen darf, wohin ER möchte, nicht wohin ihn irgendwelche “Obrigkeiten” gerne hätten.
Das Leben ist voller Überraschungen. Ich erhielt am Freitag eine Einladung meiner Verwandten aus Winnipeg/Manitoba in Canada, dort die Sommermonate zu verbringen. Ein eigenes Motorboot, eigene Wasserski, Ruderboot stehen mir zur Verfügung im eigenen Sommerhaus direkt am Ontariosee. Sie haben keine eigenen Kinder. Wer kann dieses Angebot schon ausschlagen. Am Donnerstag gehts los, bin aufgeregt wie ein Kind. Denn das letzte Mal war ich mit 20 Jahren "drüben". Damals habe ich bereits beim ersten Versuch fest auf den Wasserskiern gestanden und bin nicht ein einziges Mal ins Wasser gefallen. Doch die fast 19stündige Flugreise ist nicht gerade ein Happen-Pappen, damals waren meine Beine dick angeschwollen vom langen Sitzen.
Es gibt dort noch viel Natur und allerhand zu erleben. Mir fällt gerade ein, wie ich damals die Froschwanderschaft am See erlebte. Wir gingen wie so oft barfuß am Sandstrand entlang und plötzlich war alles mit Fröschen übersät. Tja und dann passierte es, ich trat auf einen kleinen Quaker und er platzte. Iiiiiigiiiiiiit war das ein ekliges Gefühl Den Gartenzaun strich ich an, angelte Fische mit Köder und Netzen, u.v.a.m. Natur pur und alles barfuß...
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. An meine Eltern schrieb ich damals viele 20seitige Briefe, um all die Abenteuer festzuhalten. Auch wenn ich heute 40 Jährchen mehr auf dem Buckel habe, die kindliche Lebensfreude ist sogar noch viel stärker, weil es keine Altlasten mehr gibt. Tabula Rasa, alle alten Probleme, Erinnerungen, usw. sind gelöscht.
Es wird also ganz gewaltig werden, das ist mal klar. Ich habe ja auch Verwandte in Soutbourne/Bourmoth, ist am Meer. Auch dort wurde ich bereits eingeladen, mal wieder vorbeizuschauen, wohl nächstes Frühjahr. Hm, nach London ist von dort aus nicht weit. Eile mit Weile, schön eines nach dem anderen.
So und jetzt gehe ich zum Eisessen, den lauen Sommerabend mit meinem Lieblingsnachbar genießen.
So ihr Lieben, nun verabschiede ich mich erstmal. Weil ich morgen noch vieles erledigen möchte, bevor ich am Donnerstag nach Canada fliege. Wenn es so klingt, also ob meine Freude von dieser Reise herrührt, so ist das zum Teil so, doch auch ohne diese Reise bin ich voller ennatschie.
Keine Ahnung, ob ich während dieser Zeit am Ontariosee hier reintippsel, aber es wird wohl auch dort in der Nähe ein Internetcafe geben.