Als Mensch der selbst von Traumata betroffen ist und seit nun bald 3 Jahren durch eine gefühlte Hölle gegangen ist, möchte ich jetzt hier einen extra Thread dafür eröffnen. Was ich hier rein setze kann für die Leser und Leserinnen die selbst betroffen sind vielleicht von Wert sein. Meiner Erfahrung nach haben sehr viele (fast alle) Menschen ein ja sogar mehrere Traumata.
Hier ein Auszug aus einem Interview mit dem Traumaforscher Prof. Franz Rupert:
Wie viele Menschen in Deutschland können überhaupt psychisch nicht traumatisiert sein, angesichts der deutschen Vergangenheit? Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, die schwarze Kindheitspädagogik der Nazis, die Nachkriegszeit mit ihrer Gewalterziehung in Elternhaus und Schule, die psychische wie körperliche Gewalttätigkeit in Mann-Frau-Beziehungen, die Art und Weise, wie mit Neugeborenen ab den sechziger Jahren umgegangen wurde, als die Kinder vor allem in Krankenhäusern zur Welt gekommen sind und dort nach der Geburt sofort von ihren Müttern getrennt und ihr nur alle vier Stunden zum Stillen gebracht worden sind.
Auch heutzutage wird rücksichtslos mit Kindern umgegangen: Das zeigt beispielsweise der Blick auf die häufigen Kaiserschnittgeburten, wie früh Eltern ihre Babys in Kinderkrippen stecken, wie viele Kinder unter der Trennung ihrer Eltern leiden oder durch das schulische Konkurrenzsystem fertig gemacht werden. Und dann nehmen wir Ostdeutschland noch dazu, mit dem flächendeckenden Kinderkrippensystem und der ganzen Stasigeschichte und, und, und.
Da muss man sich fragen: Wie viele von diesen 80 Millionen Menschen in Deutschland haben das Glück und sind nicht traumatisiert? Schon die Zahl der Alkohol- und Medikamentenabhängigen, der Menschen mit Depressionen oder chronischen körperlichen Erkrankungen spricht ja eine deutliche Sprache.
Oha.
Ja, so gesehen leben wir also auch – und nicht nur in Deutschland – in einem Trauma-Kollektiv, in einer Ansammlung traumatisierter Menschen. Diese Traumatisierten Menschen sind nicht einfach so in der Lage, eine vernünftige Gesellschaft zu bilden und zu sagen: ‚Okay, wie machen wir das? Wie schaffen wir eine Ökonomie, die für unsere Lebensbedürfnisse da ist? Wie sorgen wir für eine soziale und natürliche Umwelt, die unseren Kindern gut tut? Wie können Jugendliche sich psychisch und körperlich ausprobieren, damit sie begreifen, was sie brauchen, um wirklich erwachsen zu werden?
Wie soll jemand, der noch nicht einmal die Verantwortung für seinen eigenen Körper und seine eigene Gesundheit übernehmen kann, die Verantwortung für die Gesellschaft oder gar den ganzen Planeten übernehmen können?
In einem Trauma-Kollektiv ist Psychotrauma ein Tabuthema, denn das ist das Grundprinzip aller Traumata: Weil ich psychisch traumatisiert bin, kann und darf ich mich selbst und den Zustand meiner Psyche nicht erkennen. In dieser Haltung bestätigen sich traumatisierte Menschen dann gegenseitig.
Der Traumatisierte darf seine eigene Not nicht erkennen?
Ja. Er muss immer so tun, als wäre mit ihm und seiner Psyche alles in Ordnung. So darf er beispielsweise nicht erkennen, als wie schlimm er seine Kindheit erlebt hat. Dass er vernachlässigt, alleine gelassen, geschlagen oder sogar sexuell traumatisiert wurde. All das, ihr eigenes Opfer-Sein dürfen die Menschen gar nicht erkennen und entwickeln deshalb Trauma-Überlebensstrategien. In diesen erliegen sie der Illusion, als wäre alles Bestens und als hätten sie alles im Griff. Je traumatisierter jemand ist, desto mehr fürchtet er sich vor seiner eigenen Wahrheit.
Deswegen bleiben Trauma-Opfer blind für ihre wahre Geschichte, ihre eigene Realität. Dementsprechend sind sie dann auch blind für die Realität der anderen und für das, was wirklich läuft in ihren Beziehungen und in der gesamten Gesellschaft.
Was Prof. Rupert da sagt bestätigt voll und ganz meine persönliche Wahrnehmung. Seit mir vor 3 Jahren bewusst geworden ist, dass meine Befindlichkeitsstörungen wie unerklärliche Ängste, Panikattacken, Schlafstörungen, und unerklärliche Schmerzen aus den Traumata resultieren die ich in diesem Leben erlebt habe, habe ich mich intensivst mit der Materie Traumata beschäftigt und habe meinen Weg gefunden. Das bedeutet für mich mir jetzt endlich all die Zeit zu nehmen die ich mir mein ganzes Leben nicht genommen habe, weil ich seiner zeit funktionieren wollte. Weil ich die Bedürfnisse der anderen über die meinen gestellt habe. Jetzt erlaube ich mir zu fühlen was ich ein Leben lang verdrängt und geleugnet habe und das Spiel der Gesellschaft mizuspielen, um dabei sein zu können.
Schnell wurde mir klar, dass es sich um meine eigenen Traumata aus diesem Leben handelt, dass aber auch Traumata aus parallelen Leben mit dabei sind. Außerdem kommen noch übernommene Traumata meiner Vorfahren hinzu, die Kriegskinder waren bzw die Generation davor war ja im Krieg.
Somit ist jetzt vielleicht verständlich, dass es kaum einen Menschen gibt der nichts mit Traumata zu tun hat bzw. davon nicht betroffen ist.
Das riesen Drama ist jedoch, dass diese Tatsache heute noch immer verdrängt wird und zwar auf allen Ebenen.
Auf allen Ebenen bedeutet, dass selbst die Ärzte in den Kliniken, nebst den Fachpersonal und selbst die Therapeuten in den allerwenigsten Fällen ihre eigenen Traumata aufgearbeitet haben. In meinem Fall wurde ich während eines Klinikaufenthaltes in einer Traumaklinik von der Oberärztin re-traumatisiert, einfach weil diese nicht erkannte, dass sie mit mir an ihre eigenen Traumata heran geführt wurde (die ihr nicht bewusst waren), was dazu führte, dass sie den *therapeutischen Blick* verlor und auf mich etwas projizierte was gar nicht stimmte. Dies erkannte sie nicht und war sie auch nicht bereit einzugestehen. Meine Wahrnehmung die ich ihr mitteilte (und die völlig korrekt war) negierte sie und wurde mir von ihr abgesprochen. Dadurch rutschte ich dann in eins meiner Kindheitstraumata und war nicht mehr in der Lage den Focus der Erwachsenen zu halten.
Später erlebte ich eine ähnliche Situation zu Hause in der ambulanten Therapie. Allerdings erkannte ich da sofort was mit der Therapeutin passierte und war zumindest in der Lage bei mir zu bleiben, im Modus der Erwachsenen, sodass es nicht ganz so schlimm wurde.
Ich sehe mich also in allen Bereichen mit selbst, zum Teil, höchst traumatisierten Menschen konfrontiert. Menschen die (wir nennen sie so gerne Schlafschafe oder sagen, dass sie noch nicht aufgewacht sind) ahnen was sie für eine Hölle in ich tragen und die einfach aus Angst vor diesen Jahrzehntelangen unterdrückten Gefühlen, immer noch mit dieser Strategie weiter machen wollen.
Warum?
Nun die Gründe liegen auf der Hand. Entweder haben sie sich in ihrem Leben, ihrem Job, ihrer Beziehung so eingerichtet, dass sie der Meinung sind es soll möglichst alles so weiter laufen. Keine Veränderung, keinen finanziellen Verlust usw usf. Wieder andere sind vielleicht schon arbeitslos oder in Frührente, haben aber große Angst sich dem Verdrängten wirklich zu stellen. Sie nehmen Psychopharmaka ein, was sie auf jeden Fall schmerzfrei macht und vielleicht das ein oder andere etwas lindert. Der Preis den sie dafür bezahlen ist jedoch der, dass sie so nie an ihre abgespaltenen Anteile kommen werden und Heilung - was ja im Grunde nichts anderes ist als Ganzwerdung - so nie erfahren werden. Sie bleiben im Kreislauf der Psychopharmaka hängen und werden womöglich mit der Zeit in die Gruppe der Suchtpatienten kommen. Ich habe viele Menschen kennen gelernt die schon seit Jahren mit diesen Medikamenten leben und Angst haben sie abzusetzen.
So haben wir also traumatisierte Regierungsoberhäupter, Ärzte, Manager, Lehrer, ja wir leben in einer traumatisierten Gesellschaft die erst langsam beginnt das Ausmaß des Dramas zu erkennen.
In den Kliniken (ich war in der angeblich besten Traumaklinik Europas) jedoch werden aus meiner Sicht jedoch nicht wirklich die Mittel angeboten die es bräuchte um Heilung zu erlangen Zwar ist es hilfreich weg von zu Hause und in einem geschützten Rahmen zu sein um so Zeit zu haben in der man sich um nichts zu kümmern hat. Keinen Haushalt führen, kein einkaufen, kein Essen kochen. Und es tut auch gut Angebote wie Autogenes Training, Selbstbrema, Chi Gong, therapeutisches Malen, Walking usw mit zu machen. Aber 1 x Therapie in der Woche machen den Kohl auch nicht fett und wenn man dann noch an einen Therapeuten gerät, der sein eigenes Leben nicht aufgearbeitet hat, der nur nach Schulbüchern und reiner Theorie vor geht, wird man nicht weit kommen. Und das ist derzeit die Regel und das Drama.
Manche Menschen, so wie ich auch, kommen über diese Angebote nicht an tiefere Schichten. Ich brauche Körpertherapien, die helfen dann das mein Körper die Anspannung und die Traumaenergie die in den Zellen gespeichert ist, loslassen kann.
Ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass mein bisheriger Eindruck ist, dass ich aus eigener Kraft und Eigenverantwortung diese Erlösungsarbeit zu machen habe.
Natürlich habe ich mich in den unzähligen schlaflosen Nächten (und nicht nur in denen) an Gott gewandt, hab inniglich gebetet und mich in der Zwischenzeit auch um den Bund mit Gott zu bekräftigen nochmal taufen lassen. Ich habe auch tief gläubige Menschen sowohl in den Kliniken als auch privat kennen gelernt, die mir wenn man es so sagen möchte mit Rat und Tat zur Seite stehen. Seit fast einem halben Jahr bete ich zudem noch mit zwei anderen Frauen einmal pro Woche. Was ich erlebe möchte ich mit einem Satz auf den Punkt bringen: Hilf dir selbst dann hilft die Gott.
Ist das was ich jetzt erlebe von mir selbst erschaffen durch meinen ganz persönlichen Missbrauch der von Gott gegebenen Schöpferkraft, in diesem und aus anderen Leben? Ich würde sagen ja. Hinzu kommen dann noch die übernommenen Traumata der Ahnen aus den Kriegszeiten.
So bin ich nun diejenige die diese Energien zu erlösen hat. Mit Sicherheit wird es bedeutend leichter diesen Weg mit Gott zu gehen, einen anderen Weg der wirklichen Heilung gibt es ja wohl auch nicht, geht es doch darum wieder unschuldig zu werden wie ein Kind und zurück zu kehren ins Hause des Vaters.
Nur habe ich bis heute nicht einen einzigen Menschen erlebt der durch Gebete und durch Hingabe an Gott wirklich schnelle Schmerzfreiheit und Heilung erfahren hat, nicht einen.
Aber ich erlebe Menschen und zu denen gehöre ich auch, die wahrscheinlich nicht mehr leben würden hätten sie nicht zu Gott gefunden und müssten sie diesen über alle Maßen herausfordernden Weg alleine gehen.
Viele traumatisierte Menschen sind hoch empfindsam, sind hoch sensibel und sie wünschen sich im Grunde nur eins, dass es Menschen gibt die mitfühlen. Die ein offenes Ohr haben, die für einen da sind. Die Beistand geben und die begreifen was ein Mensch der diesen doch so schwierigen Weg der Heilung geht, was der so alles durchmacht.
Aber eben weil das Gro der Gesellschaft, der eigenen Familie, der Ärzte, der Therapeuten, des Freundeskreises selbst betroffen ist und dies nicht begreift - können sie kein gefühltes Gegenüber sein und einem nicht den Beistand geben den man braucht und der einem gut tun würde.
Erst seit einem halben Jahr bin ich mit einer sehr gläubigen Frau aus Russland befreundet mit der ich jeden Woche bete und sie sagt: Wir sind zusammen alle ein Körper in Christus. Dein Leid ist auch mein Leid. Sie ist an meiner Seite und hat erkannt was ich da durchlebe und sie fühlt mit mir. Sie ruft mich an oder schreibt mich an und fragt wie es mir geht und will es auch wirklich wissen.
Das ist für mich die besagte Nadel im Heuhaufen, gelebtes Christ-sein. Ich weiß vom Leid des Menschen und lass ihn damit nicht allein.
Ich wünsche und hoffe und bete, dass jeder einzelne Mensch dort hin kommt. Eigentlich ist es doch so einfach. Würden alle nach dem Motto leben: Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinen anderen zu. Dann wären wir an einer ganz anderen Stelle.
Sich für das Leid des anderen zu öffnen ist ganz großes Kino! Das schaffen bisher die allerwenigstens, meist Menschen die selbst viel Leid erlebt haben und daran seelisch gewachsen sind. So auch meine Freundin aus Russland. Auch eine andere Freundin von mir war so, sie ist leider kürzlich verstorben. Sabine Wolf ist für mich auch so ein Mensch. Sie hat erneut Krebs und hilft dennoch so vielen anderen Menschen.
Auch in meinem Leben gab es Zeiten da war es für mich wichtiger Zeit mit Gott zu verbringen im Gebet und in der Meditation/der Stille. Die Menschen die damals da drunter zu leiden hatten waren meine beiden Kinder. Vieles an Ritualen war mir wichtiger und stand an erster Stelle, als mich um sie zu kümmern. Ja so war ich auch einmal.
Kürzlich kam ich an einer Schule vorbei vor der ein Christus am Kreuz hing dem die Arme abgefallen oder abgehauen waren? Entweder der Zahn der Zeit oder Vandalismus. Die Entscheidungsträger haben es so gelassen und ein Täfelchen angebracht wo drauf zu lesen ist ( mein Wortlaut) «Ohne uns hat Gott keine Augen; ohne uns hat Gott keine Ohren; ohne uns hat Gott keine Arme und keine Hände. Gott braucht uns.»
Das stimmt und darum sind für mich die wirklich starken Menschen die, die fühlen/mitfühlen und in die Handlung kommen.
Die dunkle Nacht der Seele, oder: Zum Umgang mit traumatischen Gefühlen
Mir ist im Rahmen meiner Arbeit an mir selbst und meinen Klienten aufgefallen, dass es Gefühle, Zustände und Situationen gibt, die die meisten Köpfe als extrem bedrohlich einstufen, wie zum Beispiel Hilflosigkeit, Wut, Hass, Einsamkeit, Leere, Hunger, sich schwach, krank, verletzlich oder ausgeliefert zu fühlen. Auch Nichtwissen, Desorientierung, Verwirrung, Überforderung und Bodenlosigkeit werden häufig als höchst alarmierende Zustände wahrgenommen.
Das hat einen guten Grund: “In der Tiefe der Seele jedes Menschen aller Hochkulturen befindet sich ein in Angst und Panik verlassenes Baby.” (Franz Renggli). Dieses hilflos ausgelieferte, zutiefst traumatisierte Wesen in uns möchte nie wieder die tiefe Einsamkeit und Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein und die totale Überforderung von damals erfahren. Und so hat unser Nervensystem um das ursprüngliche Trauma Verbote, Ängste, Abwehr- und Verteidigungsmechanismen aufgebaut, die dich davor schützen sollen, daran zu rühren. Allerdings ist der Preis, den wir dafür bezahlen, enorm hoch, da wir uns dadurch von uns selbst abgetrennt haben und nicht in der Lage sind, auf eine befriedigende und sättigende Weise mit uns und unserer Umwelt im Kontakt zu sein. Und so bleiben wir oft ein ganzes Leben lang auf der Suche nach dem scheinbar verlorenen Glück.
Aber nur “scheinbar”, denn alles, was du so eifrig im Außen suchst, war und ist immer da. Allerdings geht der Weg sprichwörtlich durch den Schmerz, auch wenn es Therapeuten zu geben scheint, die das für sich selbst wie ihre Klienten gerne vermeiden möchten. Das heißt, um wieder natürlich, glücklich und in Verbindung mit Dem zu sein, was wir wirklich sind, und sich von den destruktiven Auswirkungen eines Traum(a)s zu befreien, ist es absolut notwendig, dieses tief im Nerven- und Verdauungssystem verankerte Tabu zu brechen und sich den gefürchteten Gefühlen und Zuständen zu stellen. Allerdings ist das erst möglich, wenn du dich dazu auch in der Lage und bereit fühlst. Sonst könnte das zu einer Überflutung mit Trauma-Material und damit zu einer Retraumatisierung führen - ganz abgesehen von den körperlichen Folgen. Kurz: Es braucht viel Behutsamkeit und Mitgefühl auf der einen, Beharrlichkeit und Geduld auf der anderen Seite. Und ich würde das, wenn ich mir nicht sicher wäre, ob ich es alleine kann, anfangs auch nicht ohne eine erfahrene, kompetente Hilfe tun.
Deshalb frage ich dich an dieser Stelle: Darfst du dich schwach, traurig, zart, getrennt, verlassen, bedürftig, verwirrt, hilflos und verletzbar fühlen – wie ein kleines, verlorenes Kind? Darfst du wütend, voller Hass, Neid, Eifersucht oder Gier sein? Darfst du – auch anderen gegenüber – dazu stehen, dass du dich so fühlst, das heißt dich damit zeigen? Und: Darfst du all das nachholen, was du als Kind nicht durftest: zum Beispiel einfach nur spielen, kreativ sein, tanzen und lachen? Denn ein Kind, das einmal gelernt hat, dass all das nicht sein darf, weil es sonst gedemütigt, verlassen, bestraft oder vernichtet wird, braucht dazu allen verfügbaren Mut, ja, unglaublich viel Vertrauen. Und dieses Vertrauen ist nur möglich, wenn da ein sehr entschlossener und liebevoller innerer Erwachsener ist, der dem Kind die uneingeschränkte Erlaubnis gibt, all das zu fühlen und – auf seine ganz spezielle, eigene Weise – auszudrücken, der mit ihm die Wahrheit aufdeckt und dadurch offenbar macht, was damals wirklich passiert ist. Die Betonung liegt auf “wirklich”.
Denn solange all das nicht bewusst ist und du dich liebevoll mit all dem angefreundet hast, kann es nicht gehen. Es muss sich - immer und immer wieder - leidvoll re-inszenieren. Da meine Klienten sich gewöhnlich ganz oder teilweise mit dem verletzten, inneren Kind identifizieren, ist es gewöhnlich meine Aufgabe als Begleiterin, ihnen zu Beginn dieses Prozesses das Gegenüber zu sein, das sie nie hatten. Ich bringe sie damit mit ihrem eigenen liebevollen inneren Erwachsenen in Resonanz, der bisher in tiefer Hypnose schlummerte. Das ist allerdings nur möglich, weil ich selbst diesen Weg bereits gegangen bin, das heißt weil ich bereits einen liebevollen, inneren Erwachsenen etabliert habe. Ein Therapeut, der diesen Prozess nicht vollzogen hat, wird deine Innere-Kind-Trancen nicht nur bestätigen, sondern unbewusst sogar versuchen, die Wahrheit zu vertuschen oder zu verharmlosen.
Und um dem Klienten die liebevolle innere Distanz zu ermöglichen, die nötig ist, um sich den traumatischen Gefühlen, Zuständen und Abwehrstrategien zu stellen bzw. ihnen nicht immer wieder zu erliegen, ist es auch meine Aufgabe, den Klienten mit dem in Kontakt zu bringen, was ich “die Stille” nenne, mit Dem, was er/sie in Wirklichkeit ist. Denn erst, wenn er einen klaren Bezug zur Stille und zu seinem Körper hat, ist er wirklich in der Lage, sich selbst die Geborgenheit und den Halt zu geben, die es braucht, um all das auch alleine zu tun. Nur aus dem daraus resultierenden klaren Sehen kann er exakt unterscheiden, welche Gedanken und Gefühle aktuell und welche traumatisch sind, das heißt was wirklich ist und was Traum(a). Das verhindert, dass er immer wieder zurückfällt oder retraumatisiert wird. Das klingt jetzt für das Köpfchen vielleicht sehr ungewohnt oder anspruchsvoll. Ist es auch - auf eine gewisse Weise. Ungewohnt ist es einfach, weil kaum jemand sich seinen Traumata stellt oder still ist und weil du – wenn du damit beginnst - vermutlich auf Abwehrreaktionen in dir und deiner Umwelt stoßen wirst. Ich kenne nur wenige Menschen (inkl. Therapeuten), die sich ihren Traumata stellen bzw. dabei nicht auf halbem Wege aufgeben und die das, was ich Stille nenne, in sich realisiert und verkörpert haben. Die Mehrzahl weiß nichts davon und will nichts davon wissen.
Das heißt, kaum jemand wird bereit noch in der Lage sein, dich darin effektiv zu unterstützen. Dazu bräuchte es Mitgefühl. Und dieses Mitgefühl kann ein Mensch nur aufbringen, wenn er selbst immer wieder bereit ist, dieses hilflose, verlorene kleine Kind zu sein, das heißt Mitgefühl für diesen Anteil in sich selbst aufzubringen - immer und immer wieder. Das verändert alles. Denn wenn du es erst einmal entdeckt hast, wie einfach und befreiend es ist, das heißt wenn die erste Angst durchschritten wurde und du einen Geschmack davon hast, wie es ist, still, gehalten, geliebt und geborgen zu sein - aus der Stille -, wirst du dich ehrlich fragen, wie du so dumm sein konntest, es nicht schon viel früher zu tun. Man könnte sagen, es ist ein bisschen wie wenn man das erste Mal Autofahren lernt. Mir schien es damals recht einfach, die Theorie zu lernen, aber diese in die Praxis umzusetzen – ehrlich, ich dachte zeitweise “Das schaffe ich nie”. Ich muss dazu sagen, dass ich Autofahren sehr spät gelernt habe. Aber erstaunlicherweise – irgendwann – mit viel Geduld, nach einigen Tiefschlägen und beharrlichen Neuanfängen - ging es wie von selbst. Und so ist es mit traumatischen Gefühlen auch: Wenn man erst einmal weiß, wie man diese erstaunlichen Geschenke am geschicktesten auspackt, möchte man gar nicht mehr damit aufhören.
(Text aus: „Das innere Kind und die Stille“ von Gabriele Rudolph), mehr dazu unter www.einfachnursein.de)
Tabuthema Trauma - Jede Krankheit hat eine seelische Ursache - Prof. Dr. Franz Ruppert
Wucherungen, Rheuma, Rückenschmerzen, - die Liste der Krankheiten, an denen viele Menschen leiden, ist endlos. Genauso endlos wie die Anzahl der medizinischen Behandlungsmethoden, denen Patienten ausgesetzt werden. Unser heutiger Gast verfolgt einen anderen Ansatz. Forschungsergebnisse haben ergeben, dass quasi sämtliche Krankheiten die Folgen von Psychotraumata sein können. Professor Dr. Franz Ruppert ist Experte für Psychotraumata. Im Gespräch mit Robert Fleischer erläutert er, wie es zu Psychotraumata kommt und welche Bedeutung sie nicht nur für unsere Gesundheit haben.
Zum Thema Trauma möchte ich auf den Dokumentarfilm: Der Krieg in mir - hinweisen. Ein Mann berichtet davon, dass er Träume hat in denen er Kriegsszenen sieht und wie sehr ihm das alles belastet. Zusammen mit seinem Vater gehen sie den Spuren seines Großvaters nach und reisen bis nach Weißrussland, wo dieser im Krieg war und wohl auch Menschen getötet hat.
Was der Autor erlebt ist nachvollziehbar und heut auch nachweisbar wie man in dem Trailer sehen kann.
Dennoch habe Millionen Menschen die ebenfalls Traumata im Körper abgespeichert haben und nicht solche Träume haben auch das Gefühl, ihr Körper sei ein Kriegsschauplatz. Mir ging es Jahre so. Wir dürfen nicht vergessen, dass es nicht nur um unsere Vorfahren geht, deren unverarbeitetes Leid wir in Liebe übernommen haben um es zu erlösen. Es kommen auch Reste aus anderen (parallelen) Leben zu uns zurück. Noch nicht erlöste Emotionen. Von daher hat der Krieg in mir, hat jedes noch so schlimme Gefühl Recht. All diese Teile wollen gefühlt und wahr genommen werden, wollen wieder re-integriert werden. Erst dann wird Heilung geschehen, was ja im Grunde nichts anderes ist als Ganzwerdung. Von der Enge in die Weite. Von der Ausgrenzung in die Integration.
Ärzte und Therapeuten sind meiner Meinung nach immer noch in den Kinderschuhen was das Thema angeht. Deswegen ist es so wichtig, dass man als Betroffener selbst aktiv wird und sich wirklich konfrontiert. Wer das tut wird geführt und gelenkt. Wie von Zauberhand kommen die nächsten Puzzelstücke, die wichtigen Informationen oder auch geeignete Therapieformen. Doch was das aller wichtigste ist, ist die eigene Bereitschaft zu fühlen. Ein fühlen aus einer Beobachter Position heraus, dass es uns ermöglichst die hochkommenden Emotionen zwar zu fühlen und sie wahrzunehmen, aber sich gleichzeitig nicht mit ihnen zu identifizieren und sie dann auch loszulassen.
Natürlich hilft es dabei zu beten und Gott, Jesus und den heiligen Geist im Hilfe zu bitten. Meiner Erfahrung nach habe ich dennoch das ganze in Bewegung zu setzen, ganz nach dem Motto: Hilf dir selbst dann hilft dir Gott. Ich habe zu erkennen und zu begreifen was da passiert um so Bewusstsein sein zu bekommen. Um reif zu werden zum Verzeihen.
Hier also einige Veröffentlichungen zu dem Film Krieg in mir, der Kinostart wird am 5.3.20 sein.
Die Journalistin Adrienne Braun im Gespräch mit dem Filmemacher Sebastian Heinzel, dem Animator Igor Shin Moromisato, dem Schnittmeister Sasche Seidel und der Komponistin Cassis B. Staudt während Dokville 2019 zur Produktion von "Der Krieg in mir". https://www.youtube.com/watch?v=jP_V5IPDObg