Es ist bald wieder soweit. Weihnachten nähert sich und sendet seine Energien voraus.
Mit diesem Fest tief verwoben sind bei mir Erinnerungen an und Vorfreude auf den feierlichen Gottesdienstbesuch.
Alljährlich zur Christnacht strömen tausende Menschen zur traditionellen Christvesper in die Kreuzkirche. In dieser musikalisch geschlossenen Form – wie sie jedes Jahr unverändert zelebriert wird - ist die Dresdner Christvesper die Schöpfung des einstigen Kreuzkantors Rudolf Mauersberger, durch dessen Wirken der Dresdner Kreuzchor seinen Weltruhm erlangte. Verkündigungen/Weissagungen, Choralbearbeitungen für unterschiedliche Chorbesetzung, Bläser, Schlagwerk, Orgel und Gemeindegesang wechseln sich einander ab.
Einleitend erklingt der Introitus „Bereitet dem Herrn den Weg“ - denn um nichts anderes geht es als um Seine Ankunft (lat. Adventus) – In UNS.
Wer einmal an dieser Christvesper teilgenommen hat, weiß, was es bedeutet, in wahrhaftig weihevolle und festliche Jubelstimmung zur Weihnacht „hineingesungen“ und „-trompetet“ zu werden. Ich selber kenne die Dresdner Christvesper nur von Tonaufnahmen und von einer TV-Übertragung, die ich einst auf VHS aufgenommen hatte, denn in meiner Heimatstadt bin ich zu Heilig Abend mit Stimme und Trompete – als Mitglied der Kantorei und des Posaunenchores - selbst in den musikalischen Ablauf von zwei Vespern involviert.
Leider gibt es von der Christvesper des Dresdner Kreuzchores keine DVD im Handel – nur als CD. Die you-tube-Videos sind nicht alle in so erbauender Tonqualität und z. T. überlappen sie sich bzw. es fehlen Teile der Vesper bzw. musste ich, wie den Anfang der Vesper, mit einer anderen Aufnahme ersetzen.
Die Christvesper klingt gewaltig-tönend mit dem gemeinsamen Singen (Chor und Gemeinde) „O du fröhliche“ aus. Bei der letzten Strophe sind nicht nur alle Kehlen, Instrumente einschließlich brausender Orgel im Einsatz, sondern das Klirren und Rasseln 100er Schlüssel bzw. Glöckchen in den schüttelnden Händen der Kruzianer: wahrlich, wahrlich – so wird Weihnachten eingeläutet.
Die Aufnahmen erwecken den Anschein von einer ziemlich düsteren Kirche. Das Licht ist in der Tat stark abgedimmt, an den Brüstungen der Emporen leuchten ebenso Glühbirnen – nur zu Weihnachten übrigens. Doch das verbleibende Licht ist ein warmes – ähnlich dem Kerzenlicht. Wenn ich mit meinen Eltern dieses Jahr nach der Bescherung zusammensitze, werden wir uns wieder das Video von der Christvesper des Dresdner Kreuzchores anschauen.
Vielleicht vermitteln diese Aufnahmen auch Euch einen Eindruck von der Festlichkeit dieser Vesper und ermöglichen es Euch, sich in das wundervolle „Gefühl von Weihnachten“, wie man es aus den Kindheitstagen kennt, andächtig und jubelnd hineinzubegeben.
Ich wünsche Euch allen ein frohes, gesegnetes, innigliches Weihnachtsfest. Möge es e r f a h r e n werden, dass Christus In UNS geboren wird – ER i s t angekommen.
Ja, nun wird die "Heilige Nacht" sich für mich sogleich im Schlafe fortsetzen, bis hierhin war sie "erfüllt" für mich ... um gleich wieder im Einsatz für die "musica sacra" des 1. Weihnachtsfeiertages zu sein.
Es schneit und schneit, kleiner Riesel, aber das seit Stunden, über dem Walde werden die Schneevorhänge vom Winde dahergetrieben, indes ich mein "Gute-Nacht-Schmaucherchen genieße ... Ich werde laufen müssen, statt wie sonst immer unverwüstlich mit dem Fahrrad unterwegs zu sein ...
Puer natus est - Das Kind ist geboren. Und so sei es! "Singet, jubilieret, triumphieret unserem Herren". Denn zum Paradigmenwechsel gehört die Wertschätzung des Alten in Vereinung mit der Erkenntnis des Kosmischen. Die Alte Musik, wie sie hier auch von Michael Praetorius ("Es ist ein Ros entsprungen", "Quaempas", "Wie schön leuchtet der Morgenstern" ... mal ganz abgesehen von seinen "weltlichen" Werken ...) verkörpert wird, ist so reich und so tief an menschlicher Erfahrungsintensität, multildimensional verwurzelt, vernetzt und ausspannend, dass dem Empfindungsfähigen, der obendrein noch "Leben" in dieser Zeit "gelassen" hat, schier das Herz aufgeht, wonniglich springend und erbebend.
Die beiden jetzt anstehenden Feiertage wollen "ges(chw)ungen" werden...
Der jubilierende, beschauende, sich erinnernde, erbauende, hingebende, ausstrahlende Hirtenjunge
Eine neue Welt steht an ihrem Beginn, und Alles, was auf den alten Strukturen von Realität beruht, wird vergehen. Doch nimmer wird vergehen, was die „Essenz“ ist der Erfahrung von Dunkelheit, Abtrennung und Abhängigkeit des untergehenden letzten Zeitalters: DANKBARKEIT und MITGEFÜHL.
Für die Erfahrung von Dankbarkeit und Mitgefühl hatten wir einst beschlossen, das Zeitalter von Wissen und Weisheit hinter uns zu lassen und eine Ebene tiefer hinabzusteigen. Denn wir spürten, dass mit Wissen und Weisheit allein wir noch immer nicht wussten, was BERÜHRUNG mit „Gott“ In Uns bedeutete …
All jene Schätze, durch welche wir zur erlebten „Erkenntnis von Dankbarkeit und Mitgefühl“ gelangten, werden die rituellen Heiligtümer des Neuen Zeitalters bleiben. Es werden Riten sein, welche der gelebten Erinnerung dienen, unter welchen Umständen dereinst inmitten der Dunkelheit ein Licht entzündet wurde, an dessen Wärme wir Dankbar-SEIN erfahren durften …
Das ist der Grund, weshalb ich nicht nur dem „Wesen“ der Weihnacht so große Bedeutung zukommen lasse, sondern auch dem „Rahmen“, wie er in lebendiger Tradition und beseelten Ritus gestaltet und gefeiert wird.
Deshalb an dieser Stelle noch einmal einen Beitrag zur sächsischen Weihnachtstradition, speziell des Dresdner Kreuzchores, welche mit der Seele und Eigenart der Heimat des Erzgebirglers Rudolf Mauersberger eng verwoben ist.
Am Morgen des 1. Weihnachtsfeiertages, wenn die Heilige Nacht langsam in den neuen Tag hinüberschreitet, findet 6 Uhr in der Dresdner Kreuzkirche das Christmettenspiel der Alumnen des Kreuzchores (jene also, welche im „Alumnat, im hauseigenen Internat des Kreuzchores leben) statt. Die Sängerknaben hatten da nur eine kurze Nacht. Aus allen Teilen Sachsen und sogar von außerhalb strömen tausende Menschen zu dieser „unchristlichen“ Zeit zuhauf, um eben ihre „christliche Weihe“ der Weihnachts-Festtage zu erfahren. Manche stellen sich für einen guten Sicht- und Sitzplatz schon gegen 4 Uhr vor den noch verschlossenen Pforten der Kreuzkirche an. Auch die Christmette geht in musikalischen Fassung auf Rudolf Mauersberger zurück. Wie schon die Christvesper am Vorabend der Heiligen Nacht führte er mit der Christmette alte weihnachtliche Weisen mit volkstümlichen Elementen des Erzgebirges und Sachsens in eigens dafür komponierten Musiken zu einer Synthese, die ihresgleichen sucht. Die Szenen unterteilen sich in Eingangsliturgie, Hirten auf dem Feld, An der Krippe, Anbetung der Hirten, Anbetung der drei Könige und Schlussliturgie. Die Chöre auf der Empore und auf dem Altar stehen zueinander im Wechselspiel, und im Eingangs- und Schlussteil wird der Gemeindegesang miteinbezogen. Die Fotoaufnahmen der youTube-Videos vermitteln einen visuellen Eindruck vom Mettenspiel.
Die Christmette ist dabei mehr als nur ein rituelle Veranstaltung zum Weihnachtstag.
„Seit 1936, über Diktaturen, Krieg, Zerstörung und Zusammenbruch hinweg, gegen eine zunehmende antichristliche Ideologie und Demagogie, ist auch durch die beharrliche Entwicklung dieser Mettentradition an einem besonderen „Ort“ mitgebaut worden, der Schutz und Zufluch bedeutete, fast zum Mythos wurde. Die Kreuzkirche wurde in der DDR-Zeit dieser Ort, der auch aus sich herausstrahlte, der so von jenem besonderen Frieden zeugte, für den es draußen – vor der Kirchentür – oft kein Verständnis und auch keinen Raum gab. Der Dresdner Kreuzchor und sein Kantor Rudolf Mauersberger haben wohl einen ganz entscheidenden Anteil daran gehabt, dieser Kirche ihre spezifische Prägung zu geben. Es ist kein Zufall, dass es gerade die Kreuzkirche war, die dann in den frühen 80er Jahren zu einem wichtigen Kristallisationspunkt der beginnenden DDR-Friedensbewegung wurde.“, so ein Textauszug aus dem CD-Booklet zum Tonträger.
Was für mich persönlich auch nicht fehlen darf zu dieser jubelnden Zeit der Weihnachtszeit, dann ist es das WO (Weihnachtsoratorium) von unserem genialen Bach.
Bei all dieser Flut von Tonträgern ist und bleibt für mich jene des Kreuzchores unter Martin Flämig von Ende der 70er Jahre (dem Nachfolger des Kreuzkantors) die beste (von Mauersberger selbst gibt es vom WO leider keine Aufnahme). Besonders die Tempi nahmen in den letzten Jahren erheblich zu, was diesem Werk nicht unbedingt zuträglich ist. Virtuositistische Artistik wird hier vor seelischer Verinnerlichung gestellt. Bei youTube bin ich hier auf den unverwechselbaren Klang des Kreuzchores dieser Zeit fündig geworden. Weshalb unter diesem Foto - das möge jeder selbst für sich interpretieren. Doch die Wiedergabe-Qualität ist verhältnismäßig gut und trägt dazu bei, dass beim Anhören einem Flügel des Genusses, der Lust, der Hingabe und des verweilenden Jubilierens wachsen ... (im letzten Jahr hatte sich unsere Kantorei an die geschlossene Aufführung aller sechs Kantaten herangewagt ... und auch aus diesem Grund bin ich sehr in diesem Werk verwachsen - auch wenn seine Faszination mich schon als kleiner Junge ergriff, als ich von Noten noch keine Ahnung hatte und bei weitem nicht verstand, von was da gesungen wurde ...)
Der jauchzende und frohlockende Hirtenjunge ob dieser (End-)Zeit, der Zeit des An- und Neu-Beginns in der Ankunft des Herrn In UNS