Diese Künstlerische Darstellung der neuen Beobachtungsdaten des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer zeigt den riesigen Ring, der weit über das bislang bekannte Ringsystem des Saturn hinausgeht | Copyright NASA/JPL-Caltech/Keck
Pasadena/ USA - Mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer haben Astronomen der NASA einen gewaltigen Ring aus Staub und Eis um den Planeten Saturn entdeckt, der über alle anderen bislang bekannten sieben Ringe des Planeten weit hinausragt. Zugleich glauben die Forscher nun das Rätsel um den Yin-Yang-farbigen Saturnmond Iapetus lösen zu können.
Das Ringmaterial, so berichtet das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA, ist sehr dünn verteilt, beginnt in rund sechs Millionen Kilometern Entfernung von der Oberfläche des Saturn, dehnt sich bis zu einem Abstand von zwölf Millionen Kilometern um den Planeten und ist in etwa so breit, dass der Planet selbst 20 mal hineinpassen würde. Hinzu ist der neuentdeckte Ring um 27 Grad gegenüber den anderen Ringen des Saturns geneigt.
Aufgrund der geringen Materiedichte, würde man den Ring jedoch selbst dann im normalen Licht nicht erkennen, wenn man sich mitten in ihm befinden würde, erläutert Anne Verbiscer von der "University of Virginia". Gespeist wird der Ring wahrscheinlich von Trümmermaterial von Asteroiden- und Kometeneinschlägen auf dem entferntesten der Saturnmonde Phoebe, der innerhalb der Ringbahn den Planeten umkreist. Wäre der Ring von der Erde aus sichtbar, würde er zu beiden Seiten des Saturn in etwa den Durchmesser des Vollmonds beanspruchen.
Da der Ring nur sehr wenig Licht reflektiert, wurde er bislang nicht entdeckt. Erst als die Forscher den Saturn mit dem rund 107 Millionen Kilometer von der Erde entfernt stationierten Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer betrachteten, wurde der minus 193 Grad Celsius (80 Kelvin) kalte Ring aufgrund der dennoch emittierten Infrarotabstrahlung sichtbar.
Der Saturnmond Iapetus | Copyright: NASA/JPL/Space Science Institute
Durch die Entdeckung des gewaltigen Rings können die Wissenschaftler nun auch ein altes astronomisches Rätsel - die Yin-Yang-artige Farbverteilung auf der Oberfläche des Saturnmondes Iapetus erklären. Zum ersten Mal im Jahre 1671 von dem Astronom Giovanni Cassini entdeckt, glauben die Forscher nun, die dunkle Farbe der sogenannten Cassini Regio dadurch erklären zu können, dass der Ring in gleicher Richtung wie Phoebe rotiert, während Iapetus, die meisten anderen Saturnmonde und –ringe in entgegengesetzter Richtung den Planeten umkreisen. Bei dem dunklen Material auf Iapetus handelt es sich also wahrscheinlich um Staub des äußeren Ringes, der in Richtung des Mondes ins Innere des Ringsystems driftet und dabei des eisigen Mond trifft, wie Fliegen eine Windschutzscheibe.
Forscher präsentieren neue Studie über Lebensfreundlichkeit von Himmelskörpern im Sonnensystem [
Die Grafik zeigt einen Vergleich des potentiell vorhandenen Lebensraumes, in diesem Fall H, bzw. dargestellt durch die grünen Kugeln, auf den Planeten Erde und Mars sowie auf den Monden Europa, Titan und Enceladus (nicht zu verwechseln mit dem in der folgenden Meldung angesprochenen SPH-Wert). Auf der Erde sind dies Teilen der Atmosphäre, also auch der Oberfläche, der Ozeane und unterirdische Areale | Copyright: UPR Arecibo, NASA Photojournal
Arecibo/ Puerto Rico - Wissenschaftler der "Universidad de Puerto Rico en Arecibo" (UPRA) haben in einer aktuellen Studie die Planeten und Monde unseres Sonnensystems auf ihre Lebensfreundlichkeit untersucht. Dabei zeigte sich, dass der sogenannte Habitabilitätsindex für den Saturnmond Enceladus am höchsten liegt. Allerdings bezieht sich das Modell bislang nur auf Leben, auf den von der Erde bekannten Grundlagen und berechnet mögliche alternative Erscheinungsformen des Lebens nicht mit ein.
Basierend auf der von Mendez erdachten "Quantitative Habitability Theory" (QH Theory), die von zwei neuen biophysikalischen Parametern, H als Wert für die potentielle Bewohnbarkeit (Habitabilität) und M als Wert für die biologische Dichte (Habitation), ausgeht, haben die Forscher in Arecibo vornehmlich Daten zu Temperatur und Feuchtigkeit miteinander verglichen, da diese sich direkt von den beschriebenen Parametern ableiten lassen, Vergleichswerte von der belebten Erde bekannt sind und auch auf anderen Himmelskörpern verhältnismäßig leicht zu gemessen werden können. Je höher der daraus errechnete Faktor, des von den Forschern "Standard-Primär-Habitabilität" (SPH) genannten Index liegt, desto idealer die Voraussetzungen für Leben auf dem Himmelskörper.
Ihre Ergebnisse haben die Forscher um Professor Abel Mendez auf dem Jahrestreffen der Planetenwissenschaftler der American Astronomical Society (AAS) am vergangenen Montag in Fajardo präsentiert.
Der SPH gibt demnach immer den maximalen Wert für die Lebensfreundlichkeit eines Planeten an. Dieser kann sich jedoch durch weitere Faktoren reduzieren. Während die Erde heute einen Wert von 0,7 auf der Skala der Wissenschaftler erreicht, lag dieser vor rund 80 Millionen Jahren, in der späten Kreidezeit noch bei 0,9.
Die Liste der nach der Erde am lebensfreundlichsten Himmelskörper wird laut Mendez vom Saturnmond Enceladus angeführt, dicht gefolgt vom Jupitermond Europa und dem Planeten Mars. Allerdings werden die Topwerte von Enceladus durch den Umstand eingeschränkt, dass die Lebensfreundlichkeit des Mondes sich lediglich auf jene Areale unterhalb des gefrorenen Eispanzers und nicht auf die Oberfläche beziehen. Hier vermuten Wissenschaftler schon lange einen oder mehrerer Ozeane aus flüssigem Wasser. Die Chancen, auf der Oberfläche auf Leben zu stoßen, liegen demnach nach der Erde auf Europa und dem Mars an besten.
Zukünftig wollen die Forscher ihre Kriterien auf Faktoren wie Licht, Kohlendioxid- und Sauerstoffgehalt der Luft und die Nährstoffkonzentrationen im Boden der Himmelskörper ausweiten. Die Forscher hoffen auch, ihre Methode auf Planeten und Himmelskörper jenseits unseres Sonnensystems anwenden zu können.
"NASA-Sonde erstellt erste genaue Karte des Sonnensystems innerhalb der Milchstraße (...) Grund für die Diskrepanz zwischen den bisherigen Modellen und den nun gemessenen Daten ist er Umstand, dass erstere lediglich auf Computerberechnungen und theoretischen Annahmen basierten. Nunmüssen die Wissenschaftler ihre bisherigen Vorstellungen vom Rande des Sonnensystems massiv revidieren Anhand der neuen Karten kann zudem auch erstmals das Magnetfeld der interstellaren Materie erkanntwerden, dessen Stärke und Ausrichtung nun genauere Computermodelle erlaubt, über dessen Ursprung die Wissenschaft jedoch bislang nur spekulieren kann." (Herrvorhebungen von mir) Kornelia
FREITAG, 16. OKTOBER 2009
NASA-Sonde erstellt erste genaue Karte des Sonnensystems innerhalb der Milchstraße
Die neue Karte der Heliosphäre | Copyright: NASA/Goddard Space Flight Center
Greenbelt/ USA - Die NASA-Sonde IBEX hat die erste umfassende Karte unseres Sonnensystems und seiner Grenzregionen zu der uns umgebenden Heimatgalaxie der Milchstraße erstellt. Anhand der neuen Daten offenbart sich ein gänzlich neues Bild unseres Sonnensystems im Bezug zur Milchstraße. Besonders das neue Bild des Grenzbereichs führt dazu, dass nahezu alle bisherigen theoretischen Modelle überarbeitet werden müssen.
Sechs Artikel im Fachmagazin "Science" erläutern aktuell die Daten der NASA-Sonde "Interstellar Boundary Explorer" (IBEX), mit dem die Grenze zwischen Sonnensystem und dem interstellaren Raum nicht vor Ort, sondern aus einer Erdumlaufbahn heraus analysiert werden kann. Bislang haben lediglich die beiden Voyager-Sonden die immense Entfernung von rund 100 Astronomischen Einheiten (AE), also rund 14.959.787.000 Kilometern, hinter sich gelassen und befinden sich nach 32 Jahren Reisedauer derzeit am Rande unseres Sonnensystems.
In dieser interstellaren Grenzschicht, der sogenannten Heliosphäre, die das Innere des Sonnensystems vor der schädlichen kosmischen Strahlung aus dem interstellaren Raum schützt, entstehen beim Aufeinandertreffen des heißen Sonnenwindes mit der kalten interstellaren Materie aus Staub und Gasen energetisch neutrale Atome, die sich - einem hellen Band gleich - durch die Grenzschicht ziehen, jedoch mit herkömmlichen optischen Teleskopen nicht zu sehen ist. Auch die Voyager-Sonden haben dieses wichtige Merkmal regelrecht übersehen. Durch die Abbildung dieser Partikel ist es den IBEX-Forschern über sechs Monate hinweg nun gelungen, diese Grenzschicht zu kartografieren.
Animation illustriert die neuen IBEX-Daten
Angesichts dieser neuen Daten offenbart sich ein gänzlich neues physikalisches Bild vom Rande unseres Sonnensystems. "Zum ersten stecken wir unseren Kopf durch die Heliosphäre hinaus und beginnen, unseren Platz in der Galaxie wirklich zu verstehen. (...) Die IBEX-Ergebnisse sind wirklich faszinierend, da schon das dichte Band in keinem der bislang gängigen theoretischen Modelle dieser Region vorkommt“, kommentiert David J. McComas, wissenschaftlicher Leiter der IBEX-Mission und Forscher am Southwest Research Institute in San Antonio, die IBEX-Ergebnisse.
Grund für die Diskrepanz zwischen den bisherigen Modellen und den nun gemessenen Daten ist er Umstand, dass erstere lediglich auf Computerberechnungen und theoretischen Annahmen basierten. Nun müssen die Wissenschaftler ihre bisherigen Vorstellungen vom Rande des Sonnensystems massiv revidieren. Anhand der neuen Karten kann zudem auch erstmals das Magnetfeld der interstellaren Materie erkannt werden, dessen Stärke und Ausrichtung nun genauere Computermodelle erlaubt, über dessen Ursprung die Wissenschaft jedoch bislang nur spekulieren kann.
Wahrscheinlicher Eingang zu einer sog. Lavaröhre auf dem Mond | Copyright: ISAS/JAXA/Junichi Haruyama et al.
Tokyo/ Japan - Auf Aufnahmen der japanischen Mondsonde Kahuya haben Wissenschaftler ein tiefes Loch in der Oberfläche des Mondes entdeckt. Die Forscher um Junichi Haruyama von der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA und Carolyn van der Bogert von der Universität Münster sehen in dem Loch eine Bestätigung dafür, dass es auch auf dem Erdtrabanten unterirdische, von einstiger Lava gegrabene Tunnelsysteme gibt, wie sie zukünftig auch für bemannte Mondstationen als Schutzräume genutzt werden könnten.
Die sogenannten Lavaröhren, so berichtet der "New Scientist" über die bevorstehende Veröffentlichung der Forscher im Fachmagazin "Geophysical Research Letters", winden sich über lange Entfernungen durch den Monduntergrund und gleichen ähnlichen Strukturen auf der Erde. Sie entstehen, wenn sich die oberste Schicht eines Lavaflusses verfestigt, während das Innere weiterhin abfließt und schlussendlich die erkaltete Röhre zurücklässt.
So entsteht eine Lavaröhre | Copyright: Curd W./wikipedia.de/GNU FDL
Dass es solche Lavaröhren auch auf dem Mond gibt, haben Geo-Astronomen schon zuvor anhand von gewundenen Rillenstrukturen auf dem Erdtrabanten vermutet, die teilweise eingestürzt sind und so einen Hinweis auf die darunter liegenden Hohlräume lieferten. Bislang wurde jedoch vergeblich nach einem Ein- bzw. Ausgang intakter Tunnelsysteme gesucht.
Die erste Entdeckung eines solchen potentiellen Tunneleingangs deutet nun auf eine darunterliegende intakte Lavaröhre hin. Der Eingang befindet sich in der Nähe des Kraters Marius im Ozean der Stürme (Oceanus Procellarum), einer großen Marefläche im westlichen Teil der erdzugewandten Seite des Mondes.
Das Loch selbst hat einen Durchmesser von rund 65 Meter, reicht mindestens 80 Meter in die Tiefe und sitzt in der Mitte einer der bereits beschriebenen Rillenstrukturen. Basierend auf den Beobachtungen glauben die Forscher, dass sich das Loch in eine Lavaröhre von rund 370 Metern Breite öffnet.
Lavaröhre im Hawaii-Volcanoes-Nationalpark | Copyright: Michael Oswald/Public Domain
Wie das Loch genau entstand, wissen die Forscher bislang noch nicht. Zum einen könnte es von einem Meteoriten geschlagen worden sein, zum anderen während eines Mondbebens oder durch die Gravitationskräfte der Erde entstanden sein. Allerdings könnte die Öffnung auch während der eigentlichen Entstehung der Lavaröhre, vor wahrscheinlich mehreren Milliarden von Jahren, entstanden sein.
Lavaröhren könnten zukünftigen bemannten Mondbasen als Schutzraum vor kosmischer Strahlung, Meteoritenschlägen, Temperaturschwankungen und sogar als ganze Habitate und Lager dienen.
Weitere Informationen über den entdeckten Tunneleingang erhoffen sich die Forscher nun von der NASA-Mondsonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO) mit deren Kamera bis zu zehnmal schärfere Bilder der Öffnung gemacht werden können und möglicherweise weitere Eingänge entdeckt werden.
Blick auf einige kollabierte Tunnelstrukturen in Arsia Mons | Copyright: NASA
Washington/ USA - Nur kurz nach der Veröffentlichung von Bildern eines Eingangs zu einer Lavaröhre auf dem Mond (...wir berichteten), haben US-Geologen nun auch die Entdeckung eingestürzter Lavaröhren auf dem Mars bekannt gegeben. Die Strukturen können zukünftigen Marsforschern Schutz aber auch Einsichten in einstiges Leben auf dem Roten Planeten geben.
Auf dem Jahrestreffen der "Geological Society of America" (GSA) in Portland haben die Forscher um Glen Cushing von der U.S. Geological Survey ihre Auswertung von Satellitenaufnahmen erstarrter Lavaflüsse in der Nähe des Marsvulkans Arsia Mons in der Nähe des Äquators des Roten Planeten präsentiert.
Anhand der sichtbaren geologischen Strukturen vermuten die Forscher auch hier weitreichende Tunnel- und Höhlensysteme unterhalb der Planetenoberfläche. Wie schon die Tunnel auf dem Mond, so könnten auch derartige Marshöhlen zukünftigen Marsforschern und Kolonialisten Schutz vor kosmischer Strahlung, Asteroidenschlag und Temperaturschwankungen bieten.
Auf den Aufnahmen der Mars-Sonde "Mars Reconnaissance Orbiter" (MRO) haben die Forscher eine Reihe von Strukturen entdeckt, die sie für eingestürzte Lavaröhren halten. Anhand der Bilddaten gehen die Wissenschaftler von Tunnelsystemen von bis zu 100 Kilometern und durchmessen von bis zu 50 Metern aus.
Cushing selbst glaubt, dass derartige Höhlensysteme und Tunnel zudem interessant für die Suche nach Spuren von einstigem oder sogar noch vorhandenem Leben auf dem Mars sein dürften, da in ihnen - geschützt vor schädlicher kosmischer Strahlung - mikrobiologisches Leben lange Zeit überdauert haben könnte. "Irgendwann werden Roboter diese Höhlensysteme aufsuchen und hier vielleicht auf eine ganz neue Welt auf Roten Planeten stoßen."
Bereits vor zwei Jahren waren Astronomen auf Eingänge zu vermeintlichen Marshöhlen und Tunnel in der Region um Arsia Mons gestoßen