Als die Frau den Freund das erste Mal auf der Insel im Mittelmeer besuchte, zeigte die Armbanduhr des neben ihr sitzenden Fluggastes - bereits eine Stunde vor Mitternacht an. Während das Flugzeug sich fühlbar zum Landeanflug mit der Spitze zur Erde neigte, schaute die Frau aus dem runden Fenster und sah den hellbeleuchteten Flughafen der Mittelmeerinsel - mit jeder verrinnenden Sekunde deutlicher auf sich zukommen. Die Ladung verlief ohne störende Zwischenfälle und einige Reisende im Passierraum des Flugzeuges, klatschten dem Piloten und der Crew Beifall. Zeigten so auch ihren Dank dafür, dass sie wieder festen Boden betreten konnten und einem Ziel rasant näher gekommen waren.
Die Frau wurde von dem Freund am Flughafen abgeholt und die Reise ging durch die Dunkelheit in Richtung Südosten der Insel, in ein kleines Dorf, welches in der Nähe eines Städtchens namens Felanitx lag. Für die Frau, die den größten Abschnitt ihres bisherigen Lebens in der Großstadt gelebt hatte, war die Dunkelheit der überwiegend unbeleuchteten Straßen der Insel ungewohnt. Dafür nahm sie über sich im Himmel in leuchtender Schönheit und Fülle ein Feld Sterne war und entdeckte in einfacher Weise für sich das Angenehme im Ungewohnten. Da die Frau den Sternenhimmel genauer betrachten wollte, bat sie ihren Freund das Auto anzuhalten. Wenige Sekunden später erlebte die Frau ein Wunder. Sie erfuhr in der Tiefe der Nacht, wie das Land der Insel im wahr¬sten Sinne des Wortes eine Stille ausatmete, welche die Frau mit tiefem inneren Frieden erfüllte. Dieses Erfahren war so fremdartig für die Frau, dass sie das Entstehen der Stille erforschen wollte.
Nach wenigen Tagen des gemeinsamen Lebens auf der Insel, verliebten sich die Frau und der Freund ineinander. Die Frau erkannte in dem Freund die gleiche Sehnsucht nach Nähe und Freiheit zugleich, die sie in sich selbst fühlte. In sich selbst frei von Gedanken an die Zukunft, des Mangels oder der Sorge, gelang es der Frau sich für das wirkliche Wesen des Freundes zu öffnen. Auch der Freund hörte der Frau zu und hatte Wünsche an das Leben, die mit ihren Gedanken und Sehnsüchten harmonierten.
Der Freund und die Frau waren offen für die Entwicklung der Beziehung und machten keine Zukunftspläne. Die Frau flog, wie sie es ursprünglich gebucht hatte - nach 10 Tagen wieder in ihre Heimat zurück. Doch bereits bei der Verabschiedung auf dem Flughafen hatte sie Sehnsucht nach dem Freund gefühlt. In den ersten Tagen in ihrer Wohnung in der großen Stadt, gelang es ihr kaum einen Gedanken zu denken oder zu fühlen, der nicht mit dem Freund verbunden war. Jeden Abend rief er an und fragte, wann sie wiederkommen würde. Am Morgen des vierten Tages nach ihrer Abreise von der Insel, fühlte die Frau wieder Klarheit in sich. Auch wenn ihr Jetzt nicht bewusst war, wie sich die Liebe weiter in ihrem Leben entwickeln würde, sprach nichts dagegen, dass die Frau begann, ihre Sachen zusammen zu packen. Diese Wohnung war gekündigt und die nächste Wohnung würde kleiner sein. Die Entscheidung war also getroffen und Taten konnten folgen. Die Frau fing mit der Durchsicht ihrer Papiere an. Sortierte aus, was nicht mehr Teil ihres Lebens war. Diese Tätigkeit half ihr, sich wieder auf ihr Leben im Jetzt zu konzentrieren. …und während ihr das Sortieren und Loslassen immer leichter fiel und schneller von der Hand ging, klingelte es an der Wohnungstür. Die Frau drehte den Kopf zur Tür, lauschte einen Moment und wandte sich dann wieder ihren Ordnern mit Papieren zu. Sie hatte keine Lust auf Besuch oder Anderes. Als es erneut klingelte, erhob sie sich langsam und ging zu Tür. Ein seltsamer Schauer durchfloß sie beim Strecken ihrer Hand nach der Klinke.
Vor der Tür stand ein Mann, den die Frau einmal geliebt hatte. Sie hatten drei Jahre als Paar zusammengelebt und eines Nachts war er einfach gegangen und nicht wiederkommen. Für die Frau war in der Beziehung alles in Ordnung gewesen und das Handeln des Mannes stellte die Frau vor ein Rätsel, ihr Leben und das Leben allgemein betreffend. Zwei Jahre hatte sie nichts von dem Mann gesehen und gehört. Nun stand er – wie aus dem Nichts gezaubert vor ihrer Tür und lächelte sie an. Die Frau erinnerte sich an schöne Zeiten und an schlechte Zeiten und an den Schmerz, den beide Zeiten in ihr hinterlassen hatten. Als dieser Mann einfach gegangen war – ohne Erklärung oder Antwort auf die vielen Fragen in ihr, hatte sich die Frau geschworen, dass sie sich nie wieder verlieben würde. Ihre noch frischen Erfahrungen, Empfindungen und Erlebnisse in den Tagen mit dem Freund auf der Insel im Mittelmeer, hatten die Frau diesen Schwur vergessen lassen. Jetzt fragte sie sich, ob das Leben einen Scherz mit ihr machte, dass es ihr in ihrer frischen Verliebtheit, denn Ursprung des inzwischen gebrochenen Schwures vor die Tür stellte? Etwas kitzelte sie innerlich. Ein befreiendes Lachen entströmte ihrer Kehle und der Mann vor der Tür hielt es für Freude des Wiedersehens. Sein Gesicht und Körper nahmen plötzlich eine lockere Haltung ein und mit sicherer Stimme fragte er, ob er eintreten dürfe. „Warum nicht?“, sagte die Frau und machte mit der rechten Hand eine einladende Geste. Sie fühlte, dass da kein Gram mehr in ihr war. Die Frau nicht mehr die Verlassene, sondern Jetzt verliebt, lebendig und in dieser Stimmung unfähig war, einem anderen Menschen Vorwürfe über seine Vergangenheit zu machen. Sie bat den einstigen Übeltäter auf ihr Sofa und gemeinsam tranken sie Tee und der Mann erzählte ihr, was ihn zu seinem damaligen Verschwinden veranlasst hatte.
Auf einer seiner Reisen als Handelsvertreter hatte er sich in eine Kundin verliebt. Erst glaubte er, es würde vorübergehen, und deshalb sagte er der Frau damals nichts davon. Doch mit der Zeit wurde aus der Affäre eine für den Mann tiefe Bindung und er hatte nie den Mut, mit der Frau darüber zu sprechen, dass es zwischen ihm und ihr vorbei war. Heute wusste er, dass es damals feige von ihm gewesen ist, einfach zu verschwinden. Nachdem er eine Weile fort war und mit dem Verblassen der Leidenschaft in seiner neuen Beziehung, hätte ihn sein Gewissen jedoch zeitweise immer wieder an die sie erinnert. Vor zwei Tagen hatte seine neue Freundin ihm überraschender Weise offenbart, dass sie selbst nun einen Anderen hat und er gehen müsse. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen, und erst wusste er nicht wohin er gehen sollte, doch dann wäre ihm das Bild der Frau im Traum erschienen. Da der Mann aus eigener Erfahrung wusste, dass sich Vernunft und Liebe scheinbar nicht miteinander vereinbaren lassen, hatte er seine Sachen in einen kleinen Koffer gepackt und war einfach zu ihr gefahren. …und nun sei da und frage sie nach Rat und bat um ein paar Tage Asyl.
Die Frau hatte den Worten des Mannes aufmerksam gelauscht. Sie hatte sich auf seine Lippen konzentriert und jeglichem Anflug widerstanden - über das Gesagte, während er weitersprach, nachzudenken. Etwas Eigenes hinzufügen oder etwas für sie selbst Unangenehmes zu überhören. Doch trotz aller Konzentration waren im Inneren der Frau immer wieder Erinnerungen in Form von Bildern erschienen, die permanent wechselnde Gefühle in ihr auslösten. Nachdem der Mann zu Ende gesprochen hatte, waren als erstes die Gedanken: „Schmeiß ihn einfach raus…“, in der Wahrnehmung der Frau aufgetaucht. Darüber musste die Frau lächeln und der Mann lächelte zurück. Sie atmete tief ein und sagte, dass der Mann ein paar Tage bei ihr wohnen könnte, sie selbst allerdings dabei wäre zu packen, da sie die Wohnung gekündigt hatte. Nun sah der Mann die Frau mit fragendem Blick an und ohne Scheu erzählte sie ihm von den neuesten Entwicklungen in ihrem Leben. Sie erzählte ihm auch, dass sie sich in den letzten Jahren intensiv mit den Vorgängen und Ursachen für das Leben des Menschen allgemein und im Besonderen beschäftigt hatte und auf erstaunliche Erkenntnisse gestoßen war. Gespannt hörte der Mann den Ausführungen der Frau zu.
Nachdem die Frau aufgehört hatte zu sprechen und eine Minute des Schweigens vergangen war, fragte der Mann die Frau, warum sie, wenn sie so verliebt und glücklich wäre, nicht bei ihrem Freund, sondern hier allein in der Stadt war? „Damit ich Dir die Tür öffnen konnte.“, sagte die Frau und grinste über das ganze Gesicht. Dann reckte sie sich und nahm das erste Mal seit dem Beginn des Gesprächs zwischen ihr und dem Mann aus ihrer Vergangenheit - wahr, dass sich die Nacht mit ihrer Dunkelheit über das Haus gesenkt hatte. Sie erinnerte sich nicht daran, das Licht eingeschaltet oder die Kerzen angezündet zu haben, dennoch war der Raum von Licht erfüllt. Es war wohl der Mann gewesen. In ihrem Körper fühlte sie eine ungewohnte Müdigkeit. Die Frau sagte dem Mann, dass sie Jetzt zu Bett gehen würde und zeigte ihm noch, wo das Bettzeug war und was der Kühlschrank enthielt. Sie umarmten sich einmal und die Frau fühlte keinerlei Erregung. Sie fühlte gar nichts. Dann ging sie in das Bad und kurz danach in ihr Schlafzimmer. Die Frau legte sich in das Bett und in ihren Träumen war sie bei dem Freund auf der Insel. Sie schwammen im Meer oder lagen in der Sonne und kein Schatten aus der Vergangenheit war weit und breit zu sehen. Das Leben in diesem Traum war einfach und schön.
Am Morgen erwachte die Frau mit einem Lächeln im Gesicht. Voll Freude stand sie auf und wurde sich erst durch den Duft frischer Brötchen im Flur der Wohnung wieder bewusst, dass sie nicht allein in der Wohnung war. Ihr Logiergast hatte das Frühstück vorbereitet und auf dem kleinen Tisch in der Küche standen zwei Tassen. Eine Tasse war mit duftendem Tee gefüllt und in der anderen war das cremige und dampfende Beige von Milchkaffee zu sehen. In einer Vase am Rand des Tisches steckte eine Rose, deren leuchtendes Orange mit dem intensiven Grün der Teller eine seltsame Harmonie und Schönheit erzeugte. „Das Leben ist wunderbar einfach und schön…“, dachte die Frau und begrüßte den Mann mit einem Lächeln und einem freudigen „Dankeschön“. Sie fragte, ob er gut geschlafen hätte, und er bejahte die Frage. Beide Menschen setzten sich schweigend an den kleinen Tisch. Nach dem die Frau vorsichtig an ihrer Teetasse genippt hatte, erinnerte sie sich, dass ihr Freund sie am gestrigen Abend nicht angerufen hatte. Nun stand die Frau - ohne ein Wort zu sagen, wieder auf und ging in den Flur. Dort blinkte der Anrufbeantworter und zeigte eine hinterlassene Nachricht an. Es war tatsächlich der Freund und er klang traurig, dass sie nicht an das Telefon gegangen war. Doch die Frau hatte es nicht Klingeln hören. Jetzt griff sie selbst zum Hörer und rief den Freund an. In dem Lachen seiner Stimme und der Heiterkeit seiner Worte, fühlte die Frau deutlich die Freude, über ihren ungeplanten Anruf. Sie sprachen ein paar Minuten miteinander und während des Gesprächs spürte die Frau einen wachsenden Wunsch nach der Nähe des Freundes in sich. Nach einer kurzen Verabschiedung legte die Frau den Telefonhörer wieder auf die Gabel und ging in ihr Arbeitszimmer. Der Computer war bereits eingeschaltet und innerhalb weniger Minuten hatte die Frau den nächsten Flug zu der Insel im Mittelmeer gebucht. Schon am nächsten Tag würde es losgehen. Wieder atmete die Frau hörbar tief ein und langsam aus. Dann ging sie zurück in die Küche und teilte ihrem Logiergast mit, dass sie für zwei Wochen verreisen würde. Sie bat den Mann aus ihrer Vergangenheit, innerhalb dieser zwei Wochen für sich eine Lösung zu finden. Der Mann sah die Frau mit Erstaunen an, nickte dann und mit einem sich auf seinem Gesicht nach und nach weiter bildenden Lächeln, versprach er der Frau, genau das zu tun.
Bei ihrem zweiten Besuch auf der Insel, lagen die Frau und ihr Freund oft stundenlang schweigend nebeneinander am Strand und genossen die stille Nähe des Anderen, so wie den weiten Blick über das Meer. Während ihres ersten Aufenthaltes hatte der Freund mit der Frau, mehrere kleine Reisen über die wunderschöne Insel gemacht. Damals war ihr nach und nach bewusst geworden, dass die Stille der Insel von den Steinen getragen wurde. Die Insel offenbarte einen wahren Reichtum an Steinen, der die Frau anfänglich immer wieder sprachlos und dankbar für all die Wunder der Erde und ihrer Natur machte. Nie zuvor hatte die Frau ein Land gesehen, in dem die Erde regelrecht Steine gebärte. Steine, die sich auf den Feldern, in den unzähligen kleinen Mauern und prachtvollen alten und neuen Häusern der Insel wiederfanden. …und zwischen all den Steinen tanzte die Kreativität der Natur einen farbenprächtigen Tanz. Die Fülle der Blüten und die Pracht ihrer Farben standen im seltsamen Kontrast - zu dem überwiegenden Beige der Sand- und Kalcksteine der Insel. Alles sah so lebendig aus und strahlte Wärme, Liebe und Frieden in das natürliche Umfeld. Auf der Insel gab es auch Touristensiedlungen. Doch entgegen den eigenen Erwartungen der Frau, welche sie sich durch Filme und Dokumentationen des Fernsehens über die Insel im Mittelmeer gebildet hatte, wurde das Leben des Freundes und der Frau von keinerlei Tourismus berührt. Die Insel war groß und die touristischen Ballungszentren klein. Der Freund selbst lebte in einem Haus etwas außerhalb eines Dorfes. In den Dörfern der Insel und ihrer Landschaft im Inneren, konnte der Fremde den Eindruck gewinnen, dass hier die Zeit stehen geblieben war. Auch am Meer gab es Strände und Buchten, in die sich selten ein Tourist verirrte. Am Meer war es nie still. Die Frau hörte den Wind, das Brechen der Wellen an den Küstenfelsen und die Möwen, welche selbst als einzelne Vögel lauter kreischten, als 100 Spatzen zusammen. …und all das war schön und fühlbar für die Frau und sie vergaß an der Seite des Freundes fast völlig die Welt, aus welcher sie kam.
Der Freund war Steinmetz und Bildhauer. Seit mehr als 22 Jahren floß er als freischaffender Mensch und Künstler durch die finanziellen Engpässe seines Lebens. Bisher hatte es für ihn immer zum Leben gereicht und war es einmal ganz eng, dann half ihm seine Familie. Ersparnisse hatte er keine, doch immer sein Leben genossen und nicht an das Morgen gedacht. Das fand die Frau erstaunlich. Sie selbst hatte ebenfalls 22 Jahre gearbeitet. Als Angestellte hatte sie stets über ein monatliches Einkommen verfügt, jedoch mehr privat und beruflich gearbeitet, als das Leben genossen. Dennoch hatte auch die Frau keinerlei Ersparnisse und entgegen dem Freund, hatte die Frau jahrelang oft und intensiv mit Sorgen an das Morgen gedacht.
Der Freund war offen für die Gedanken und Ideen der Frau und ihrer Wahrnehmung vom Leben. Bei ihrem zweiten Besuch erzählte die Frau dem Freund, dass sie einen sicheren Raum für ein Jahr suchte. In diesem Jahr wollte die Frau ein Buch über ihre Sichtweise des Lebens schreiben und danach sehen, wie ihr Leben sich weiterentwickelte. Daraufhin hatte der Freund der Frau diesen Raum für ein Jahr bei sich auf der Insel angeboten. Er lebte dort in einer gemieteten Finca und hatte Platz für einen Gast. Die Frau hatte weder „Nein“ noch „Ja“ gesagt. Doch sie dachte darüber nach und spielte mit dem Gedanken und seinen Möglichkeiten. Als die Frau und ihr Freund sich dieses Mal am Flughafen voneinander verabschiedeten, verspürte sie keine Sehnsucht. Irgendwie war ihr, als ob sie gar nicht ging. Ein seltsames und neuartiges Gefühl, welches ihr bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt war. Als das Flugzeug vom Boden der Insel abhob, wusste die Frau, dass sie nicht mehr nach Hause flog. Das alte Zuhause löste sich auf und ein neues Zuhause hatte sie noch nicht sicher betreten. In gewisser Weise schwebte die Frau gerade in der Luft, was auch in ihrem Außen der Wahrheit entsprach. Durch das runde Fenster war ein endlos blauer Himmel zu sehen. Die Frau atmete wieder tief ein und aus, schloß die Augen, fühlte und genoß den Flug auf ihre Art.
Alles wandelt sein Gesicht in der Ewigkeit. Leidenschaft und Kraft zeigen sich hier als Liebe und Macht. Die Macht, den eigenen Widerstand zu beenden. Stärke wird zur Hingabe und der Widerstand gegen die Fülle des Seins – löst sich auf. Der Kampf im Kopf endet. Es bleibt - was immer war - fruchtbare Stille, die sich mit Freude und sanften Tönen langsam füllt, nichts ist mehr eilig - der Mensch wird wieder zum Kinde, von der Ewigkeit in Freude getragen und mit Liebe gestillt...
Ich liebe Dich... sind drei Gedanken, die etwas sicht- und hörbar machen sollen, was scheinbar unsichtbar ist. Liebe scheint ein Gefühl. Die Gefühle des Menschen werden sichtbar, wenn er selbst ihnen Ausdruck gibt. ...und der Mensch glaubt Worte hinzufügen zu müssen, kann sich nicht vorstellen, dass schweigendes Fühlen genügt, dass Mensch und Mensch einander versteht. Eine wahrhafte Möglichkeit, die sich jenem Mensch zeigt, der hört, was er sieht. Steht er einem Menschen gegenüber, der erklärt, warum er existiert, kann er Mitgefühl erfahren für jenes, was er scheinbar nicht ist und ihm dennoch die Verbundenheit im Irrtum fühlbar macht.
Ich liebe Dich – sind Gedanken, die frei sind. Das Ich kennt sich nicht, die Liebe fand und wurde nicht gefunden – davor gab es Dich nicht in meinen Gedanken – da war nur freier Raum in meinem Leben, in dem die Tür dem Neuen offenstand. Das ist Liebe, wenn sie beginnt.
...Du bist, was ich mir immer wünschte, weil ich mit mir allein nicht glücklich war... sind Gedanken der Liebe, wenn ihr Bestimmer bestimmt, dass sie langsam verrinnt.
Der Moment, in dem zwei Energien in menschlicher Form sich berühren, sei es durch einen Blick, eine Geste, einen Duft – zwei Energien, die scheinbar genau der Sehnsucht des jeweils Anderen in sich selbst entsprechen – in diesem Augenblick zeigt sich die Liebe. Das Minus und Plus saugen einander auf und werden zu einer fühlbar ewigen Energie. Der Eindruck, das Empfinden von Vollkommenheit entsteht. …doch die Vollkommenheit der einst gefundenen Liebe immer wieder geht. Entschwindet, sich entwindet unserem suchenden Blick und unserer Hand, die halten will, was sich nicht halten lässt,…weil Es trägt, Alles und Jedes, was sich in des Menschen Wahrnehmung bewegt und fühlbar lebt. Das Anhalten eines Geschehens, brächte die ganze Welt zum Stehen, da jeder noch so kleine Augenblick ein Detail, eine Art Schraube oder Mutter ist – im alltäglichen Geschehen aus dem sich ergibt ein Leben, eine Welt oder auch ein Garten Eden.