Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn: "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?"
Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."
Zitat von KajaMein ultimatives Lieblingsgedicht. Es findet seit Jahren immer wieder den Weg in die Foren. Und immer wieder ist es eine wahre Bereicherung. Danke
Jaaa, liebe Kaja
Für mich war und ist es auch eine Bereicherung, es ist eine Art "Türöffner" in ein anderes "LAND", in ein "anderes" DENKEN oder Nachsinnen ... so habe ich es jedenfalls empfunden. Und manchmal verspüre ich TROST durch diese Worte ... (obwohl ich auch gelegentlich denke: ich muss ver-rückt gewesen sein ... )
Wie kommt es, dass das Verhalten vieler spiritueller Lehrer unserer Zeit mit Macht-, Sex- und Geldthemen manchmal sehr fragwürdig ist? Ist es, weil sie "jenseits" menschlicher Werte und Moral sind oder in Wirklichkeit "unterhalb " von ihnen sind, weil sie die entsprechenden psychologischen Themen noch nicht bearbeitet haben?
A: Spirituelle Lehrer sind genau so wie andere menschliche Wesen. Wenn sie nicht an bestimmten Persönlichkeitskonflikten und Themen gearbeitet haben, können sich diese durch solch ein fragwürdiges oder "unspirituelles" Verhalten manifestieren. Solche ungeklärten Persönlichkeitstendenzen können unter dem Druck von grösserer Ausdehnung und Energie, die durch eine Realisierung ( Selbst-Verwirklichung) entstehen können, sogar übertrieben deutlich hervortreten. Dies ist ähnlich wie bei gewöhnlichen Menschen, wenn sie gewisse Macht oder Reichtum erlangen; diese Situationen bringen ihre bereits vorhandenen negativen Tendenzen noch stärker hervor.
...
Die weitere Antwort (eine von vielen) ist hier zu lesen:
Zu diesem Fest bring all deine Zweifel, all deine Verwirrung und all deine Feststellungen mit. All das, was du an anderen und an dir hasst und verachtest. All das, worüber du dich sorgst und aufregst.
Bring all das mit, was du zu kontrollieren versuchst. All deinen Wahnsinn und deine Verrücktheit. All deinen Argwohn und Misstrauen. All deinen Schmerz und deine Fehlwahrnehmungen.
Bring deine ganze schattenhafte Vergangenheit mit. All die Sachen, die du nicht mehr verbergen kannst. All dein Geschrei und deine schlechte Laune, all die "Wurfgeschosse" deiner Rache. All dein unangemessenes Verhalten. All deinen Mangel an Fleiss und Einsatz. All deinen Mangel an Talenten. All deine Heimlichtuerei, deine Lügen und Täuschungen. All dein anstössiges Denken. Alles, was andere Menschen von dir fernhält.
Bring all dies mit, damit wir einen guten Blick darauf haben und schliesslich sehen - - das bist NICHT du!
Es war einmal ein reicher Zauberer, der viele hundert Schafe besaß. Doch er war nicht nur ein reicher, sondern auch ein überaus geiziger Zauberer. Weder wollte er Schafhirten bezahlen, noch einen Zaun um seine Weidegründe ziehen. Daher verirrten sich die Schafe oft im Wald oder stürzten in Schluchten. Hauptsächlich aber suchten sie das Weite, weil sie genau wussten, dass der Zauberer hinter ihrem Fleisch und ihrem Fell her war, und das gefiel ihnen gar nicht.
Schließlich fand der Zauberer ein Hilfsmittel. Er hypnotisierte die Schafe und suggerierte ihnen als Erstes, dass sie unsterblich seien, und dass ihnen kein Leid geschehe, wenn ihnen das Fell abgezogen werde – ja ganz im Gegenteil werde ihnen das sehr gut tun, es sei sogar reines Vergnügen.
Als Zweites suggerierte er ihnen, dass er, der Zauberer, ein gütiger und fürsorglicher Herr sei, der seine Herde so sehr liebe, dass er bereit sei, alles nur Erdenkliche für sie zu opfern, sie könnten ihm also bedingungslos vertrauen.
Drittens schließlich suggerierte er ihnen, falls ihnen je wirklich etwas zustoßen würde, so doch keinesfalls jetzt gleich, nicht heute. Sie bräuchten sich also überhaupt keine Sorgen mehr machen. Und weil er ein überaus geschickter Zauberer war, pflanzte er den Schafen auch noch ein, sie seien in Wirklichkeit gar keine Schafe, sondern viel mehr. Einigen blies er ein, sie seien Löwen, anderen, sie seien Adler, und wieder anderen, sie seien selbst Zauberer.
In der Folge konnte der Zauberer sicher sein, dass alle seine Schafe freiwillig in seiner Nähe bleiben würden. Keines lief mehr weg. Alle warteten geduldig auf den Tag, an dem der Zauberer ihnen das Fell über die Ohren ziehen und ihr Fleisch essen würde.
Jeder Sucher möchte Erleuchtung. Die meisten Leute nehmen an, dass dies ein Zustand von immerwährender Glückseligkeit und Einheit ist. Sie glauben, dass das Leben nach der Erleuchtung leicht und einfach ist durch die unendliche Ausdehnung ins Jenseits. Obwohl es wahr ist, dass es so etwas wie das Erleuchtungserlebnis gibt, das all diese Charakteristiken hat, ist das wahrhaft erleuchtete Leben etwas ziemlich anderes. Die Glückseligkeit ist nicht das emotionale Erlebnis, wie wir es durch das Ego kennenlernen können. Es ist jenseits davon.
Die Wahrheit enthüllt sich mit der Zeit, Stück für Stück, während wir zu dem heranwachsen, was wir sind und unsere Ego-Identität verlieren. Manche Teile des Lernens sind garantiert. Wir müssen erst erkennen, wer wir jenseits unseres Verstandes und Körpers sind, bis zu dem Punkt, wo sich die Perspektive und der Zusammenhang verschieben. Aber dann müssen wir fallen und von unserem Erleuchtungshigh herunterkommen. Wir brauchen den Mut, uns einzugestehen, dass sich jede Erfahrung abnutzt, schon nach ein paar Jahren; dass die Klarheit wieder verloren gehen und die Identifikation mit dem Verstand zurückkommen kann ...
Es ist jetzt nicht gechannelt, a b e r trotzdem gut viele Erfahrungen kenne ich und eines ist mir besonders aufgefallen: die Kritik an der rein mentalen Unterweisung statt Meditation. Da habe ich auch so meine Bedenken.
Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange wir uns nicht selbst in den Augen und Herzen unserer Mitmenschen begegnen, sind wir auf der Flucht. Solange wir nicht erlauben, dass unsere Mitmenschen an unserem Innersten teilhaben, gibt es für uns keine Geborgenheit. Solange wir fürchten, durchschaut zu werden, können wir weder uns selbst noch andere erkennen - wir werden allein sein.
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in der Gemeinschaft mit unserem Nächsten. Hier in der Gemeinschaft können wir uns erst richtig klar über uns selbst werden und uns nicht mehr als den Riesen unserer Träume oder den Zwerg unserer Ängste sehen, sondern als Menschen, die als Teile eines Ganzen, zum Wohle der Gemeinschaft, ihren Beitrag leisten.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein - wie im Tod - sondern lebendig als Mensch unter Menschen.
* Susanne Gierens/Gerald Brieskorn, frei nach Richard Beauvais*
Solange wir uns von unseren Vorstellungen, was Leben sei, nicht lösen können, werden wir nie erkennen, wie völlig geborgen wir eigentlich sind und dass der Kampf ums eigene Überleben und persönliche Sicherheit reine Energieverschwendung ist.
Bernadette Roberts in "Jenseits von Ego und Selbst"